Kanada |
5. Tag - Icefield Parkway |
6:00 Uhr, aufstehen! Es begann in langer Tag, mit Sonnenschein im Herzen der Rocky Mountains, Vorfreude und guter Stimmung. Denn wir hatten eine Tour vor uns, die zu den schönsten Touren während unserer ganzen Reisen bisher zählte. Der 230 Kilometer lange Icefield Parkway lag vor uns und das Wetter war traumhaft, dass es nicht schöner hätte sein können. Der Icefield Parkway wird nämlich als die "Traumstraße der Welt" bezeichnet. Und zu recht, denn wir brauchten für diese 230 Kilometer sage und schreibe 11 Stunden! Der Parkway beginnt nördlich von Lake Louise und endet kurz vor Jasper. Dazwischen liegen gigantische Bergmassive, Gletscher und die wohl schönsten Seen, die es auf dieser Welt gibt. |
Und wir waren mal wieder froh darum, nicht in der Hochsaison hier gewesen zu sein, denn dann herrscht teilweise ziemliches Verkehrschaos mit Staus und Parkproblemen. Der Parkway verbindet den Banff N.P. mit dem Jasper N.P. Es ist eine Landschaftstraße, kein Transportweg für Trucks, daher benötigen die Besucher einen Parkpass. Gegen 9:00 Uhr passierten wir die Schranken zum Parkway, wo wir diesen Pass kaufen konnten und überall sahen wir Hinweisschilder auf Wildlife. Die Höchstgeschwindigkeit liegt zwischen 60 km/h und 80 km/h. Na dann, gute Fahrt auf einer perfekt ausgebauten Straße! |
Viele der hier liegenden Seen und Wasserfällen wurden nach Entdeckern, Alpinisten oder Händlern benannt und teilweise leiten sich ihre Namen von besonderen Eigenschaften ab. So heißt Athabasca zum Beispiel, „der Platz, an dem der Rohrkolbenschilf wächst“, aus welchen Gründen auch immer… Weshalb der Icefield Parkway seinen Namen bekam, liegt an den sieben großen Hochlandgletschern und den über 25 kleineren, die die Straße passiert. Der größte davon ist der Colmubia Icefield mit einer Fläche von über 200 Quadratkilometern und sogleich der größte der Rocky Mountains. So manches Gletschereis in den Rocky Mountains ist hunderte, womöglich sogar schon tausende von Jahren alt. |
Schon wenige Kilometer nach der Schranke lag der Hector Lake unscheinbar und unspektakulär auf der linken Seite, dass wir uns schon fragten, ob er es tatsächlich ist. Wir fuhren weiter, kamen aber nur ein kurzes Stückchen, denn links eröffnete sich eine Aussicht auf den ersten Gletscher, den wir überhaupt gesehen haben, den Crowfoot Glacier auf dem gleichnamen 3050 Metern hohen Mountain. Der Gletscher macht seinem Namen alle Ehre, denn er sieht tatsächlich aus wie ein Krähenfuß, wenn auch mit ein klitzeklein wenig Phantasie, weil die linke Kralle weggeschmolzen ist (Foto links). |
Selbst vom Bow Lake aus, unserem nächsten Stopp, erkannten wir den Crowfood Clasier noch. Der See selbst ist allerdings auch weniger spektakulär, zumindest aus gleicher Ebene betrachtet. Würden wir auf einem Berg stehen, wäre es wohl ein türkises Paradies. Die Seen bestehen aus Gletscherwasser, sauber, rein und natürlich extrem kalt. |
Der nächste Halt galt dem Bow Summit, dem mit 2088 Metern höchste Punkt des Parkways. Hier parkten wir das Auto und begaben uns auf eine 1 Kilometer kurze Wanderung zu einem Viewpoint, der leider sehr überlaufen war. Doch was wir sahen, übertraf wieder einmal alles, was wir erwartet hatten ... grandiose Aussicht auf den Peyto Lake (Foto rechts). Unwirklich ist das Türkis, wie ein Farbklecks auf einem Ölgemälde. Was ich damit sagen möchte: Diese Landschaftseindrücke sind es, die den Westen Kanadas so einmalig und eindrucksvoll machen und uns in ihren Bann zog. |
Weiter ging’s. Am Mistaya Lake führte ein kleiner schmaler Pfad hinunter durch Matsch und Sumpf. Nicht so toll, außerdem misslangen mir die Fotos. Auch hier kämen die türkis-blauen Farbnuancen besser zur Geltung, wenn man den See von oben betrachtet. |
Doch nicht nur die Farben alleine spielen eine Rolle, sondern das Gesamtbild von Bergmassive, Seen und Gletschern und diese Kombination ist entlang des kompletten Parkways in den ersten 60 Kilometern ab Lake Louise unübertroffen. Während dem weiteren Streckenabschnitt passierten wir immer wieder wundervolle Gletscher und gewannen viele neue Eindrücke. Wir blickten über teilweise lang gezogene Wälder, Flussläufen und weiten Tälern, in denen wir nach Wildlife Ausschau hielten, aber leider nichts sahen (Foto links). |
Picknicks durften natürlich auch hier nicht fehlen. Wir hatten genügend dabei, Obst, Muffins, Müsliriegel, Kekse, heißen Tee. Es fehlte uns an nichts, auch Picknickplätze waren massig vorhanden, gerade so, dass wir nicht an jedem anhielten, um sie einfach auszunutzen und weil es Spaß machte. Natürlich sollte überall darauf geachtet werden, dass der Besucher seinen Müll ordnungsgemäß in Bärencontainer entsorgt oder wieder mitnimmt. Wir sahen aber immer noch keine Bären, stattdessen amüsierten wir uns über diese lustigen Ziesel , die sofort zur Stelle waren (Foto rechts). Kaum fiel ganz aus Versehen eine Weintraube herunter, schwups, waren Weintraube inkl. Ziesel verschwunden, gerade das kein Staubwölkchen aufwirbelte. |
Wir fuhren entlang des Mistaya River, überquerten den North Saskatchewan River und links vorbei an der Weeping Wall, die „weinende Wand“. Wenig später ging’s hoch hinaus auf den Sunwapta Pass. Auf einem Parkplatz rechts machen wir Halt und genossen eine grandiose Aussicht ins Tal (Foto links). Ein paar Meter nach oben gelaufen, kamen wir zum Aussichtspunkt über die Bridal Veil Falls und erkannten durch die Bäume den mit 183 Metern vierthöchsten kanadischen Wasserfall, die Panther Falls. |
Nun aber erreichten wir den Sunwapta Pass auf 2030 Metern Höhe und gleichzeitig den Jasper Nationalpark. Das Wetter war hier oben ganz schön trüb, kalt und Wolken verdeckten die Sonne. Selbst im Juli beträgt die durchschnittliche Höchsttemperatur gerade mal 15°C. Eigentlich wollten wir hier den Parker Ridge Trail wandern, doch dort angekommen lasen wir auf dem Wegweiser, dass die Wanderung ca. 3 Stunden dauern würde. Es war bereits 15:30 Uhr und viel zu spät dafür, denn wir hatten noch über 100 Kilometer vor uns. Schade aber auch. Weiter ging die Fahrt, links dominierten Athabasca, Kitchener, Snowdome, Columbia, The Twins, und Stufield mit Höhen zwischen 3453 und 3750 Metern. Über diese Berggipfel zieht sich das 325 Quadratkilometer große Columbia Icefield. Hier entspringen Fluss-Systeme, die nach einem 4200 Kilometer langen Weg ins Polarmeer strömen. |
Vom Columbia Icefield selbst sind nur die drei Gletscher Athabasca, Dome und Stutfield zu sehen, doch beeindruckend genug, wenn man so etwas noch nie zuvor gesehen hat. Wir fuhren zum Ende des Athabasca Glacier, parkten das Auto und sahen uns das Eis aus der Nähe an. Erschreckende Feststellung machten wir beim Blick auf die Schilder mit Jahreszahlen, die verdeutlichen, wie schnell sich der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung zurückzieht. Schon seit Jahren werden 15 bis 20 Meter pro Jahr im unteren Teil gemessen. Aber noch schneller geht es mit erschreckenden 127 Metern pro Jahr im oberen Teil (Foto rechts). |
Wir fuhren zurück und stellten das Auto auf einem Platz ab, den wir mal eben als Parkplatz beanspruchten. Komisch, wir waren die einzigen, obwohl doch der hier beginnende Trail weitaus spektakulärer ist, als sich den Gletscher vom Parkplatz aus anzusehen. Denn von hier oben hatten wir den gesamten Gletscher im Blickfeld und nicht nur das untere Ende. Es war gigantisch! Wir waren nur noch fasziniert und stellten uns vor, wie es vor 100 Jahren hier ausgesehen haben muss. |
Ein kleiner Fluss versperrte uns den bald den Weg, wir kamen nicht mehr weiter und mussten umdrehen. Wir besuchten noch kurz die Ausstellungen im Icefield Centre, hielten uns aber nicht lange darin auf. Die restliche Fahrt nach Jasper war nicht mehr so attraktiv, wie bisher. Keine Seen, aber dafür unheimlich viele Wasserfälle. Der nächste Halt galt dem Tangle Creek, einem Wasserfall direkt an der Straße. Bald erreichten wir die Sunwapta Falls, parkten das Auto am Totempfahl und wanderten die Straße durch den Wald zu den Fällen, die wir schon hören konnten. Die Sunwapta Falls sind zwar weniger aufregend, aber trotzdem schön anzusehen. Die 23 Meter hohen Athabasca Falls dagegen beeindruckten mich mehr. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Sonne durch die Gischt einen schönen Regenbogen zauberte (Foto links). |
Gegen 20:00 Uhr erreichten wir den Ort Jasper und suchten unsere nächste Unterkunft. Von außen sah das Haus ganz nett aus, aber von innen enttäuschte es uns ein klein wenig. Ich hatte ein Guest House anstatt ein B&B reserviert, was aus der Beschreibung nicht hervorging. Wir bekamen eines von vielen Zimmern, ohne Frühstück, aber mit Gemeinschaftskühlschrank zum Verstauen sämtlicher Lebensmittel. Naja, was soll. Drei Nächte würden wir hier bleiben, sauber war es ja zum Glück. Nach dem Abendessen bummelten wir durch den Ort und fragten uns, warum es noch so hell ist. Die Uhr zeigte bereits auf 22:15 Uhr. Komisch. So weit im Norden waren wir nun auch wieder nicht. Selbst um 23:30 Uhr, als wir ins Bett fielen, dämmerte es noch draußen. |
Fotoalbum Icefield Parkway |