Kanada |
4. Tag - Yoho Nationalpark |
Heute hatten wir Großes vor. Bereits 7:00 Uhr klingelte uns der Wecker aus dem Bett und nach einem schnellen Frühstück saßen wir um 8:00 Uhr auch schon im Auto und düsten los in Richtung Lake Louise. Dort angekommen, nahmen wir die Straße nach Field und passierten ca. 15 Minuten später die Einfahrt zum Parkplatz am Fuße des Lake O'Hara. Wir trafen uns hier mit einem Arbeitskollegen und dessen Frau. Wochen vorher stellten wir nämlich fest, dass wir zufälligerweise zur selben Zeit am selben Ort sind. Tja, klein ist die Welt. Und da es sich zu viert besser wandern lässt als zu zweit (we’re in bear country…), beschlossen wir uns hier zu treffen und gemeinsamen diese Wanderung zu unternehmen. |
Vor uns lag eine 11 Kilometer lange Strecke mit einem Höhenunterschied von 380 Metern. Doch zuerst erkundigten wir uns an der "Bushaltestelle", ob uns der Shuttlebus auch ohne Reservierung wieder mit zurück nimmt. Normalerweise muss der Besucher den Bus drei Monate im Voraus reservieren, was zudem noch recht teuer ist und per Auto oder Mountain Bike ist es verboten. Wer auf Schusters Rappen zum See kommt, darf ohne Reservierung, aber gegen eine Gebühr von 10,00 $ zurück fahren. Wir waren ein bisschen erleichtert, denn die 11 Kilometer am Abend auch wieder zurück zu laufen, hätten wir womöglich nicht durchgehalten. |
Und los ging's, Rucksäcke auf die Rücken und Kameras bereit für wunderschöne Naturaufnahmen. Wir wanderten, fotografierten, lachten, legten Pausen ein und genossen die tolle Umgebung von Dreitausender mit schnee- und gletscherbedeckten Gipfeln, Nadelwäldern und Sumpf (Foto rechts). Tags zuvor riet uns doch tatsächlich ein Mitarbeiter des Visitor Centers in Banff davon ab, zum See zu laufen, da die Landschaft langweilig wäre. Ja klar, also wenn das hier langweilig sein soll, möchte ich gerne wissen, was der gute Herr dann unter Steppe versteht. |
Unterwegs wird jeder Kilometer anhand von Schildern an den Bäumen angezeigt. „Vorschriftsmäßig“ unterhielten wir uns etwas lauter, um die um uns herum lungernden Bären auf uns aufmerksam zu machen. Der Weg ist breit, manchmal recht steil, Schotterpiste und ringsherum teils sehr dichter Wald und teils lockeres Flachland mit Sumpf und kleinen Seen. Das perfekte Zuhause für Elche und Bären. |
Wandern im Bärenland ist spannend, da man immer und jederzeit mit einer Bärenbegegnung rechnen und immer wissen muss, wie man sich zu verhalten hat. Wir dachten schon, hier wären überhaupt keine, doch wie wir später erfuhren, besuchte ein Schwarzbär heute sogar schon den Parkplatz, wo unsere Autos standen und ein anderer Schwarzbär streifte durch das Gebiet gleich neben dem Lake O'Hara, das sofort für Wanderer großräumig von den Parkrangern gesperrt wurde. Irgendwann hörten wir sogar Schüsse aus weiterer Entfernung, wenig später sahen wir die Rangerautos am Wegesrand stehen. Unheimlich war uns, als die Schüsse fielen. Bären dürfen nicht geschossen, aber mittels Schüsse in die Luft vertrieben werden, wenn sie zu nahe an Menschen herankommen. Die Ranger wissen zum Glück genau, wo sich gerade Wanderer aufhalten und wohin sie den Bären nicht vertreiben dürfen. Ich glaube, ein Ranger erfüllt damit einen schwierigen Job, zumal sie immer zur Stelle sein müssen, sobald ein Wanderer von einem gesichteten Bären berichtet. |
Sollte tatsächlich ein Bär auftauchen, gilt es, Ruhe zu bewahren und sich zurückzuziehen. Niemals weglaufen, denn damit wird der Beutetrieb des Tieres ausgelöst. Aber wir waren wohl laut genug und konnten somit eine direkte Bärenbegegnung vermeiden. |
Tiere haben wir trotzdem gesehen, wie eine Schneeziege auf dem gegenüber liegenden Felsen sowie Streifen- und Eichhörnchen. Nach 4 1/2 Stunden und einer Rast auf dem Campground Lake O'Hara erreichten wir endlich den See. Wunderschön und still liegt er da, die hohen schroffen Berge im Hintergrund, das türkisfarbene Wasser und die Holzhütten der Lodge. Diese Wanderung hat sich gelohnt und wir wurden keineswegs enttäuscht (Foto links). |
Um den See herum führt ein 2 Kilometer langer Wanderweg. Auf die kam es jetzt auch nicht mehr drauf an und wir wanderten weiter. Gute Entscheidung! Wir konnten den See und seine Umgebung von allen Seiten betrachten, die Wasserfälle aus nächster Nähe sehen, lila gefärbte Steine entdecken, ein Krähennest weit oben im Felsen beobachten und einfach die Stille genießen. Wir waren fast alleine hier, nur ganz vereinzelt kamen uns andere Wanderer entgegen. |
Eine Stunde bevor der letzte Shuttle-Bus abfuhr, fanden wir uns in einer Hütte an der „Bushaltestelle“ ein und stärkten uns mit Kekse und Getränke. Die Rückfahrt war holprig, eine lustige Stimmung herrschte im Bus zusammen mit wenigen anderen Gästen. Eine halbe Stunde später erreichten wir den Parkplatz, verabschiedeten uns voneinander und fuhren davon. Dieser Tag gehörte zu den schönsten während der gesamten Reise. Es war aufregend und spannend hier in der Wildnis, ein Tag, den wir nie vergessen werden und eine Wanderung, die unbedingt zu empfehlen ist. Hier geht's zur Homepage und zum Kanada-Reisebericht unserer zwei Wandergenossen. |
Fotoalbum Yoho Nationalpark |