Namibia |
6. Tag - Etosha N.P., Safari, Otjitotongwe Gepardenfarm |
Heute hatten wir nur noch einen halben Tag Zeit im Etosha Park, dann ging unsere Reise weiter. Den halben Tag wollten wir noch so gut es ging nutzen und standen noch vor Sonnenaufgang auf. Der erste Weg führte uns erneut ans Wasserloch. Im Dunkeln suchten wir uns den Weg und nahmen auf einer der Bänke Platz. Die einzigen waren wir nicht, eine Bank war schon besetzt. Die ersten Tiere heute waren natürlich Zebras. Als es richtig hell wude, gesellte sich eine Giraffe zu ihnen. Wir blieben eine Weile sitzen und nachdem die Tiere davongezogen waren, kehrten auch wir zum Auto zurück und bereiteten das Frühstück vor. |
Gegen 9:00 Uhr verließen wir das Camp Okaukuejo in Richtung Norden und fuhren zuerst zum Okondeka Wasserloch. In diesem Gebiet, südwestlich der Etosha-Pfanne, besteht eine Löwengarantie. Und tatsächlich, am Wasserloch entdeckten wir in der Ferne ein Rudel mit zehn Löwen, sieben Weibchen und drei Männchen. |
Wir beobachteten und waren wieder einmal fasziniert von dem Anblick. Löwen jagen normalerweise in den frühen Morgenstunden, leider waren diese hier ziemlich faul. Alle zehn lagen im Gras und schmiegten sich aneinander, bis ein Männchen aufstand und langsam in unsere Richtung lief. Er kam immer näher und näher, schließlich schritt er nicht mal mehr drei Meter an unserem Auto vorbei und guckte mich durch die heruntergelassene Fensterscheibe an. Was für ein Blick! Irre! Er überquerte die Straße um auf der anderen Seite im Gras sein Revier zu durchlaufen (Foto rechts). |
Wir machten kehrt, fuhren die gleiche Pad zurück und konnten noch einmal zwei Giraffen und zwei Strauße beobachten. Das sollten auch die letzten Giraffen sein, die wir auf dieser Reise sehen durften. Wenig später bogen wir nach links ab zum Wolfsnes Wasserloch, hier aber waren keine Tiere zu Gange. Schade! Also blieb uns nichts anderes übrig, als nun doch in Richtung Andersson Gate zu fahren und somit den Park zu verlassen, um unsere Reise fortzusetzen. Unterwegs begegneten wir am Rande der Pad zwei Erdhörnchen, die eifrig herumflitzten und immer wieder Ausschau hielten. |
Wieder in Okaukuejo angekommen, beschlossen wir, noch auf den Aussichtsturm zu steigen um uns den Park von oben anzusehen. Ein herrlicher Rundumblick erwartete uns und in der Ferne sahen wir den aufwirbelnden Staub der Autos (Foto links). Es ging weiter Richtung Süden, kurz vor dem Andersson Gate bogen wir ein letztes Mal zu einem Wasserloch ab, zum Ombika. Hier nahmen wir Abschied von den dort verweilenden Zebras, Gnus, Springböcke, Oryxantilopen und Strauße. |
Mit schwerem Wegmut und Tränen in den Augen durchfuhren wir das Gate. Mein Kindheitstraum hat sich erfüllt und nun sind die Safari-Tage schon wieder vorbei. Mit diesem Gedanken fiel mir der Abscheid schwer und eigentlich wollte ich gar nicht weiterfahren. Gleichzeitig aber freute ich mich, weil ich nun wusste, dass es hier den Tieren gut geht. Diesmal ist es der Mensch, der sich nur eingeschränkt bewegen darf und die Tiere diejenigen, die frei sind. Wir haben in den letzten Tagen so viel gelernt, über Mensch und Tier, Instinkte und Perfektion, reine Natur und menschliche Einflüsse. |
Unsere Reise ging weiter, das nächste Ziel sollte meine Überraschung für Basti sein. Wir folgten der C38 nach Süden und mussten noch einen Abstecher nach Outjo machen, um unseren mittlerweile sehr leeren Tank zu füllen und Geld abzuheben. Im Etosha gibt es nämlich keine Möglichkeit, an den Tankstellen in den Camps mit Kreditkarte zu zahlen und Geldautomaten sind ebenfalls keine vorhanden. So wurden unsere Bargeldvoräte schnell alle. |
In Outjo angekommen, fanden wir schnell eine ATM, an dem durch einen Angestellten der Bank Wache gehalten wurde. Naja, sollte uns ja recht sein. Wieder zurück auf der gleichen Straße bogen wir nach wenigen Kilometern in die C40 nach Palmwag ein und nach länger Fahrt erreichten wir endlich die nach rechts einbiegende D2671. Nun kamen wir der Überraschung immer näher, nur noch 8 Kilometer. Basti ahnte nicht, was er gleich zu Gesicht bekommen wird. Wir kamen auf einer Farm an, auf der wir die nächste Nacht verbringen würden. Ich klingelte an der Glocke, ein junger Mann kam ans hohe, verschlossene Tor und erklärte mir, dass wir noch kurz 10 Minuten warten sollen, bis die restlichen Gäste da sind und dann könne es losgehen. Ich setzte mich zurück ins Auto, Basti wunderte sich mittlerweile. Was könne dann losgehen? |
Und plötzlich tauchten sie auf, kamen aus dem Hof der Farm zum Tor heran, zwei hübsche ausgewachsene Geparden. Basti durfte nun endlich wieder gucken und traute seinen Augen kaum. Wir sind auf der Otjitotongwe Gepardenfarm angekommen und was uns hier nun erwartete, wusste selbst ich nicht so genau. Die anderen Gäste kamen, Engländer. Wir schlossen uns diesen an und wurden herein gebeten. Mittlerweile sind es nun drei Geparden, die um uns herum schlichen und mit uns zusammen in den Hinterhof liefen, schön brav an unserer Seite, und es sich im Gras gemütlich machten (Foto links). |
Diese drei leben hier als ganz normale Haustiere und wurden herangezüchtet. Sie miauen und schnurren wie Hauskatzen, das stellten wir fest, als wir sie streicheln durften :-) Wow! Ein unbeschreibliches Gefühl, einer der gefährlichsten Raubkatzen den Kopf zu kraulen, hihi (Foto rechts). Die zwei jungen Farmbesitzer, scheinbar zwei Aussteiger aus Australien, liefen nach hinten und kamen wenig später wieder zurück mit einer Tonne Fleisch. Ja, die drei hatten Hunger und verspeisten das Fleisch genüsslich, während wir drum herum saßen und zusehen durften. |
Nach ca. einer Stunde verließen wir das Gelände und gingen zurück zum Auto. Der Besitzer zeigte uns die ca. einen Kilometer entfernte Campsite und betonte, wir sollen in einer Stunde wieder hier sein, denn dann geht es hinaus zu den wilden Geparden. Huch, davon wusste ich nichts. Wir suchten uns einen hübschen Platz, bauten Zelt, Tisch und Stühle auf, erkundschafteten die große Campsite ein wenig zu Fuß und stellen fest, dass es hier keinen elektrischen Strom gibt. Auch das Dusch- und WC-Häuschen hatte kein Licht. Das wird aber ziemlich dunkel heute Nacht. Nach einer Stunde begaben wir uns zur Bar, dem Treffpunkt. Hier bestiegen wir zusammen mit den Engländern die Laderampe eines Geländwagens mit Anhänger und fuhren in ein weitläufiges Gehege, in dem insgesamt neun weitere Geparden leben, die ausgewildert werden sollen. An Board befand sich außerdem eine Tonne frisches Fleisch. |
Wir fuhren langsam und jeder beobachtete durch das Fernglas, ob nicht irgendwo aus dem hohen Gras einer der Raubtiere auftauchte. Nichts zu sehen, wo sind die denn nur? Das Gehäge ist einige Kilometer groß, irgendwo werden sie schon sein. Doch da, sie haben unsere Spur aufgenommen. Schämenhaft erkennen wir sie, sie pirschten sich von hinten heran. Die niedlichen Gesichter der Tiere, wie wir sie auf der Farm gesehen hatten, waren nun wie verwandelt. Böse Blicke, Zähne zeigend, den Kopf gesenkt, die Ohren nach hinten gestellt, so kamen sie immer näher an uns heran (Foto links). |
Der Wagen stoppte, vorne tauchten vier weitere Geparden auf und nun witterten sie sich gegenseitig und setzten zum Sprung an. Einer von ihnen fetzte plötzlich los, jagte einen anderen aus dem Feld, fauchte und hatte wahrscheinlich Angst, nichts mehr vom Fleisch abzukriegen. Wir standen eine Weile, keiner traute sich etwas zu sagen oder große Bewegungen zu machen. Wir wurden darauf hingewiesen, den Geparden nicht direkt in die Augen zu sehen und die Sonnenbrillen abzusetzen, da sie sich darin spiegeln und plötzlich drauflos springen können. |
Einer der Farmbesitzer stieg aus, mit einem Stock zur Verteidung in der Hand. Als einer der hungrigen Katzen auf ihn zusprang, kam der Stock zum Einsatz, aber zum Glück nicht zur Berührung. Er holte die Tonne mit dem Fleisch heraus und warf nun jedes einzelte Stück direkt vor unsere Nasen. Alle neun stürzten sich auf einmal auf das Fleisch, kreischten und fauchten sich an, versetzten sich gegenseitig Schläge, bis einer mit dem rießigen Stück Fleisch im Maul schnell davon rannte. |
Ein zweites Stück folgte, wieder stürzten sich die restlichen acht darauf, stritten sich, kreischten und fauchten (Foto links). Meine Kamera kam gar nicht so schnell mit und es war einfach nur irre, hierbei zuzusehen. Blutverschmiert um das Maul herum streiften die Tiere vor dem Auto herum und warteten auf die nächsten Fleischstücke. Diese folgten nach und nach und immer wieder kam es zum Kampf. |
Ich hatte mittlerweile so weiche Knie, dass sie schon zitterten, denn schließlich spielte sich das ganze ca. drei Meter vor unseren Füßen ab, einen Meter hoch die Laderampe und zwei Meter vom Auto entfernt die Tiere. Die hätten ohne weiteres einfach zu uns hochspringen können. Ich glaube nicht, dass wir paar Camper eine Change gegen neun ausgewachsene hungrige Raubkatzen gehabt hätten. Nachdem sich alle Tiere mit ihrem Fleisch ins dichte Gras zurückgezogen haben, fuhren auch wir wieder davon, die Sonne stand schon kurz über dem Horizont. Nach Rückkehr am Camp hielt der Geländewagen an einem großen Gehege an, in dem eine Gepardin mit ihren drei Kindern ihr Abendessen bekam. Und das Auto gleich daneben kam mir doch irgendwie bekannt wir. Ah ja ... das ist ja unseres. Da haben wir uns aber eine passende Campsite ausgesucht, ich hatte das Gehege gar nicht gesehen. Wir machten ein Lagerfeuer und ließen uns die Dosenravioli schmecken, während sich die Gepardenkinder im Gehege austobten. Sie rannten gegen den Zaun, alles wackelte und ein kleines bisschen Bedenken hatte ich doch, denn im Gehege steht neben dem Zaun ein Baum, auf den Katzen für gewöhnlich gerne klettern. So hätten sie sich aus dem Gehege befreien können und ein paar Meter saßen wir. Die Nacht war hell, trotz ohne Strom, denn der Mond nahm zu und erhellte den Platz ein wenig. Wir saßen lang am Lagerfeuer, lauschten den Geparden im Gehege, der Natur und erzählten, bis uns die Augen zufielen. |
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