Namibia |
5. Tag - Etosha N.P., Safari |
Unser zweiter Safari-Tag ist angebrochen mit Bastis Frage, ob ich auch so gegen 4:00 Uhr morgens das Löwengebrüll gehört hätte. Ich verneinte und ärgerte mich. Zu gerne hätte ich es auch gehört. Er muss so laut gebrüllt haben, dass man glaubte, er stünde direkt neben dem Auto. Später erfuhr ich, dass Löwen kilometerweit zu hören sind. Vorwiegend in den frühen Morgenstunden. Einfach beeindruckend. Wir krochen aus dem Zelt, streckten und regten uns zum morgentlichen Gesang der Vögel. Heute sollte unser Weg nach Okaukuejo führen, natürlich über Umwege zu den verschiedensten Wasserstellen. Der direkte Weg von Halali nach Okaukuejo beträgt ca. 65 Kilometer, wir fuhren ca. 125 Kilometer. |
Los ging es wieder gegen 9:00 Uhr, wir nahmen die Pad nach Norden. Nach ein paar Kilometern erkannten wir einen stolzen Sekretär im Gras, ein schönes Tier, die einzige Art seine Familie und zählt zu der Ordnung der Greifvögel. Wenig später querte ein Schakal vor uns die Straße und guckte neugierig herüber. Die weiße Pad zog sich durch die Weite, der Himmel glich einem Wolkenbruch und herrliche Farbkontraste entstanden. Unwirklich. |
Links im hohen Gras entdeckten wir einen Einzelgänger (Foto rechts). Der Löwe durchstreifte sein Revier, wohl nicht auf der Suche nach Nahrung, denn das Jagen übernehmen im Löwenrudel für gewöhnlich die Weibchen. Majestätischen Schrittes lief er in die Richtung, in die wir ebenfalls wollten, nur mussten wir zur Rietfontein Wasserstelle einen Bogen schlagen, während Herr Löwe querfeldein spazierte. Wahrscheinlich würden wir ihn dort sowieso nicht mehr wiedersehen. |
So war es dann auch. Stattdessen gesellten sich Zebras ans Wasser. Nicht eins, sondern Hunderte. Zebras soweit das Auge reicht. Eigentlich ist diese Wasserstelle eine sehr beliebte, da sich hier zumeist Geparden, Elefanten und Greifvögel aufhalten. Zumindest konnten wir einen Greifvogel sehen, den Ohrengeier, ein großer Vertreter der Altweltgeier. Wir standen eine Weile, fast eine ganze Stunde, um zu sehen, was sich hier noch so alles tut. Vielleicht würden wir ja noch mehr Glück haben. Ich schaute mich um, während Basti den Reiseführer las. Immer noch mehr Zebras kamen von hinten heran. Und wo ist der Löwe? |
Auch an den nächsten drei Quellen, Salvadora, Charitsaub und Sueda hatten wir kein Glück, obwohl hier die meisten Geparden gesichtet werden. Bis auf eine Riesentrappe war zu dieser Zeit überhaupt nichts zu sehen. Dafür aber gigantische Weitblicke über das flache Land, gespickt von Akazien, überzogen von Steppengras und im Hintergrund die weiße Salzpfanne (Foto links). Wir fuhren weiter, der Pad folgend bis zum Homob Wasserloch. Zebrastreifen, wir konnten nicht weiter. Sie machten auch keine Anstalten, beiseite zu gehen. Aber schließlich haben die Tiere Vortritt. |
Laut Parkkarte musste es hier doch auch irgendwo eine Toilette geben. Es wurde so langsam Zeit.... endlich bequemten sich auch die Zebras und wir konnten weiter. Wir entdeckten eine zweite Riesentrappe und sogleich die Rettung meines Bedürfnisses. Ein Betonhäuschen, ohne Zaun oder sonstiges, steht da einfach so herum. Na ich weiß nicht recht. Wir fuhren mit dem Auto rückwärts heran, das Häuschen hatte keine Türen, aber tierischen Besuch bekam ich dennoch nicht :-) |
Am Homob Wasserloch wurden wir endlich wieder von den verschiedensten Tieren empfangen, fünf Giraffen, sieben Oryxantilopen, Strauße und, wie immer, Zebras und Antilopen. Meine Aufmerksamkeit galt den Giraffen, denn wenn wir sie schon in freier Natur beobachten dürfen, sollen sie auch mindestens einmal vom Wasser trinken, denn die Verbeugung wollte ich unbedingt auf's Foto kriegen. Eine der Giraffen hatte sichtlichen Durst, lief aber nur zierlich ans Wasser, stoppte, lief weiter, guckte. Dicht gefolgt vom Leibwächter. Sie spreizte die Beine, beugte sich nach unten und, hihi wie süß, ich bekam mein Foto (Foto rechts). |
Weiter ging die Fahrt, vorbei an einem staksenden Strauß mit Ziel Ondongab Wasserstelle. Leider auch hier nichts los. Irgendwie hatten wir gestern mehr Glück mit Tierbeobachtungen. 15 Kilometer weiter an der Aus Wasserstelle begnügten sich Strauß, Zebra, Springbock und Impala und nach weiteren 8 Kilometern erreichten wir Olifantsbad. |
Was sich hinter diesem Namen verbirgt, erwartete uns auch hier. Elefanten. Eine Herde mit niedlichen Jungtieren. Zu ihnen gesellten sich Zebras, Kudus, Oryxantilopen und drei Warzenschweine, wobei die letzteren nichts vom erfrischenden Nass abkriegen durften, denn schon beim geringsten Annäherungsversuch wurden sie von den Elefanten verjagt. Wir waren ganz alleine hier, weit und breit kein anders Auto und beobachteten lange das Geschehen, bis sich die Herde verabschiedete. Schön hintereinander, erst die Mama, dann das Kind (Foto links). Wir blieben noch stehen und sahen, wie hinten im Gebüsch Staub aufwirbelte. |
Weiter fuhren wir in Richtung Westen und schon bald tauchte links die Gemsbokvlakte Wasserstelle auf. Wir wunderten uns, warum merkwürdig viele Autos (eigentlich waren es nur vier oder fünf, aber selbst das war schon viel) bei einer riesigen Herde Zebras stand. Wir näherten uns erkannten sie dann auch, das Löwenrudel, bestehend aus vier Weibchen und zwei Männchen, die faul im Sand lagen und mit einem Auge die wachsamen Zebras und Oryxantilopen beobachteten. Diese trauten sich keine zehn Meter an das Rudel heran, sie schlichen umher, wollten doch nur etwas vom kostbaren Nass abhaben. Doch die Löwen hatten das Wasserloch unter herrschaftlicher Kontrolle. Wir verweilten lange, fast eine Stunde und sahen dem Treiben zu. Herrlich! Sobald ein Zebra zu nahe gekommen war, hebte eine der Löwinnen den Kopf. Irgendwie schien es ihnen einfach zu heiß zu sein, denn wenn sie sich bewegten, dann nur um aufzustehen und sich drei Meter weiter wieder hinzulegen. Auf der Fahrt zum Okaukuejo Restcamp entdeckten wir noch acht Strauße am Rande der Pad, sowie die üblichen Zebras und Oryxe. |
Kurz vor dem Camp bogen wir nach rechts ab und steuerten die Nebrownii Wasserstelle an und hier sollten wir ganz besonderes Glück haben. Eine große Elefantenherde war hier zugange, weiße Wüstenelefanten, 20 Meter von uns entfernt, die sich mit Oryxe stritten und angriffslustig schienen (Foto rechts). So friedlich, wie an den anderen Wasserstelle, war es hier nicht. Denn aus uns natürlich unbekannten Gründen gab es auch noch zwischen zwei Bullen Streit. War die Rangordnung nicht klar? Sie verpassten sich Rüsselstöße, trompeteten um die Wette und machten die Beobachtung zu etwas ganz einzigartigem. |
Nach über eine Stunde ging es zurück und noch einmal kurz in Richtung Norden zum Lookout. Unterwegs begleiteten uns zwei Giraffen. Dieser Lookout war nicht so spektakulär, es gibt nur Steppengras und weiße Piste, im Hintergrund ein paar Tiere in der Fata Morgana. Kurz vor Torschließung kamen wir im Camp Okaukuejo an, suchten schnell einen Stellplatz, bauten Zelt, Tisch und Stühle auf, machten ein sporadisches Abendessen und begaben uns mit Kamera, Stativ und Fernglas ans beleuchtete Wasserloch. Die Sonne ging gerade unter, wir kamen zur richtigen Zeit (Foto links). |
Die ersten Besucher waren neben den Schakalen Zebras, was sonst. Kaum waren sie wieder weg, tauchte ein einsamer Elefant mit einem abgebrochenen Stoßzahn auf. Er tat uns leid. Er trank vom Wasser und blieb ruhig stehen. Wo wohl seine Herde sein mag? Die Nacht brach herein und er stand noch immer reglos an seinem Platz. Der erste Stern ging auf, genau über ihm. Wir machten diesen zu seinem ganz eigenen Glückstern. |
Als der Elefant im Dunkel verschwand, erkannten wir zuerst eine Giraffe, wenig später waren es vier. Zu diesen gesellten sich Oryxe und plötzlich stand ein einsames kleines Nashorn mutig am Wasserloch. Erst nach einer Weile folgte Mama und wenig später zwei weitere (Foto rechts). Ein friedliches Miteinander herrschte hier, die Beobachter hinter der Mauer verhielten sich leise und gespannt. Die Absperrung vom Wasserloch zum Camp hätte dennoch von angriffslustigen Tieren locker überwunden werden können. So besonders sicher schien mir das nicht. Aber naja. |
Plötzlich wurden alle Tiere unruhig, sprangen erschrocken vom Wasser weg. Wir suchten mit dem Fernglas den Boden ab, hörten neben uns jemanden "cheetah" flüstern. Wir suchten gründlicher und entdeckten zwar keinen Cheetah, aber dafür einen Leopard. Zumindest glaubten wir, dass es ein Leopard war, trotz des kleinen Unterschieds zwischen beiden Raubkatzen. Der also hat die Giraffen, Nashörner und Zebras wild gemacht. Es kehrte wieder Ruhe ein, Mama Nashorn ist mit ihrem Kleinen schon davongezogen, als noch zwei weitere Nashörner kamen, um ihren Durst zu löschen. Sie stampften zu Boden, scharrten mit den Hinterfüßen, wirbelten Staub auf und schnauften. Die letzte gebliebene Giraffe ließ sich davon nicht beeindrucken und trank weiter. Nach zwei Stunden ruhiger Geduld zogen auch wir uns zurück zum Auto, das Licht zog die Mücken an und trotz Repellent wollten wir einen Stich natürlich vermeiden. Wir waren glücklich, noch einmal so viele Tiere gesehen zu haben und schlüpften zufrieden in unsere Schlafsäcke. |
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