Namibia |
18. und 19. Tag - Abreise über Johannesburg und Eindrücke |
Die Nacht und der Morgen waren so kalt, dass meine Finger fast erfroren. Zum Glück gab's in unserem Waschhäuschen heißes Wasser und die Kerze spendete zusätzlich Wärme. Das praktische an diesen Waschhäusern war, dass wir unsere Koffer und den Rucksack ordentlich einpacken und alles über Nacht darin einschließen konnten. Wir entdeckten tierische Fußspuren unter unserem Camper, wir hatten anscheinend nachts Besuch von von den Springböcken oder Antilopen bekommen :-) Das letzte Früstück in Namibia bestand aus den letzten zwei Brotscheiben mit der letzten Marmelade und einem Klecks Nutella sowie den letzten zwei Käsescheiben. |
So haben wir unsere Verpflegung restlos aufgebraucht bis auf 2 Liter Wasser und Kakaopulver. Gegen 8:00 Uhr mussten wir aber los, denn bis Windhoek waren es noch ca. 260 Kilometer. |
Während der Fahrt zur Straße ließ sich noch eine Straußenfamilie mit sechs Jungen blicken. Nicht schwer zu überseehen, denn sie watschelten direkt vor unserem Auto her, bis sie die Abbiegung ins Gras schafften (Foto rechts). Unsere Tankanzeige sank nun doch noch einmal betrachtlich. Wenn man das überhaupt so sagen kann, denn die funktionierte ja nicht richtig. War der Tank schon fast leer, stand die Anzeige immer noch bei halbvoll. |
10 Liter würden reichen, dachten wir, da wir das Auto leer zurückgeben sollten. Doch die Zeit drängte, 13:50 Uhr würde unser Flieger nach Johannesburg starten und es war bereits 9:30 Uhr. Wir eilten und kurz vor Rehobot sackte die Tanknadel plötzlich gefährlich ab, so dass wir nochmals 10 Liter hineinschütten mussten. Nichts leichter als das, wenn doch den Tankstellen in Rehobot nicht das Benzin ausgegangen wäre. An der zweiten Tankstelle verwies man uns an die dritte, dort hatten wir Glück und nun schafften wir es auch bis Windhoek, ohne mit komplett leerem Tank stehen zu bleiben. Wir eierten durch die Straßen Windhoeks und fanden die Autovermietung auf Anhieb. Die Abgabe verlief problemlos. Klar auch, welches Problem sollte jetzt noch auftauchen? Das Auto hatte bereits so viele Schrammen und Dellen, dass eine neue, durch uns verursachte, schon gar nicht mehr aufgefallen wäre. außerdem hatten wir ja auch eine Vollkasko inklusive Reifenschäden ohne Selbstbeteiligung. Der Shuttle-Service der Autovermietung brachte uns zum Flughafen, wo wir um 12:15 Uhr ankamen. Wir ließen diesmal die Koffer einschweißen, denn sie würden eine Nacht am Flughafen in Johannesburg herumstehen, bis am nächsten Tag unser Heimflug nach München ging. Das Einchecken und die Sicherheitskontrollen verliefen ebenfalls problemlos. Der Abschied von Namibia viel mir wie erwartet sehr schwer. Wehmütig blickte ich beim Betreten des Flugzeuges zurück und meine Blicke schweiften über die Landschaft. P ünktlich 13:50 Uhr starteten wir nach Johannesburg. Fast den gesamten Flug über ließ ich meine Blicke nicht mehr von der Landschaft unter mir los. Zwei Stunden später landeteten wir in Johannesburg. Für diese eine Stop-Over-Nacht hatte ich uns ein Zimmer in einem Flughafenhotel reserviert, im Airport Hotel Grand, ein vier-Sterne-Haus mit Schuttle-Service. Diesen fanden wir recht schnell, nachdem wir eine Art eintägiges Visum und einen Stempel in den Pass bekamen. Wir mussten schließlich nach Südafrika einreisen. Nach der 10-minütigen Fahrt betraten wir unser Hotelzimmer und alles war gleich ganz anders. So richtig realisieren, dass wir gerade 18 Tage als Selbstversorger im Busch unterwegs waren, konnten wir irgendwie noch nicht. Zu viele Eindrücke, Erlebnisse und Gedanken sind in unseren Köpfen und trotzdem kommt uns dieses Hotelzimmer nicht fremd vor. |
Das große Bett im Hotelzimmer blieb nicht lange ordentlich, denn schon bald nach Betreten des Zimmers gehörte es uns und es war schön, wieder auf einer weichen Matratze zu liegen und in ein weiches Kopfkissen zu fallen. Die heiße Dusche genoss ich besonders, die auch, weil sie ja heiß war, etwas länger ausfiel. Zum Abendessen ließen wir den Zimmerservice kommen und aßen uns für nur 190,00 Rand satt. |
5:30 Uhr klingelte der Wecker, das Frühstück ließen wir ausfallen, zu satt waren wir noch vom Abendessen. Um 7:00 Uhr brachte uns der Shuttle-Service zurück zum Flughafen, einchecken mussten wir ja nicht mehr. Die Sicherheits- und Passkontrollen verliefen schnell und problemlos. Pünktlich 9:15 Uhr hob der Flieger der South African Airways ab in Richtung München. Da dieser nur zu 20 % ausgebucht war, verlief der Flug über 11 Stunden äußerst bequem. Fast jeder der wenigen Passagiere macht es sich auf mehreren Sitzen bequem. Bei einem gezeigten Film setzten wir uns in die Mitte des Fliegers weiter nach hinten, so dass wir den Bildschirm genau vor uns hatten. Ich kam mir vor wie im Kino :-) |
Die Sonne steht genau über uns, wir fliegen über den Äquator und haben immer noch Mühe, die letzten zweieinhalb Wochen richtig zu realisieren. Haben wir das alles wirklich erlebt? Es kommt mir vor wie ein langer Traum. Wir haben auf jeglichen Luxus verzichtet, reisten minimalistisch. Freiwillig. Und wir stellten fest, dass das gar nicht so übel war :-) Klar kann man in Namibia auch in luxuriösen Charlets oder Lodges übernachten oder in Reisegruppen mit Reiseleitern unterwegs sein. Aber soetwas wollen wir ja nicht. |
Wir haben während dieser Reise so viel wertvolles für's Leben gelernt, über die afrikanische Lebensart, die Natur, die Tiere, die Menschen und stellten fest, dass es sich auch ohne Luxus leben lässt und dass so viel Schnickschnack gar nicht gebraucht wird. Das wussten wir zwar vorher auch schon, aber nach dieser Reise wurde uns das erst so richtig bewusst. So viel ist passiert, so viel haben wir auf dem schwarzen Kontinent entdeckt. So viele Kontraste und Gegensätze, die es zu verarbeiten gibt. Das wird sicher ein paar Wochen dauern. Wir haben eine völlig neue Reiseart ausprobiert und uns jeden Tag dieser Reise daran erfreut, auch wenn wir nun mal den westlichen Standard gewöhnt sind, wir haben diesen in keinster Weise auch nur annähernd vermisst. Wir gewannen wunderbare und faszinierende Eindrücke des südlichen Afrikas, haben die freundlichen und immer lächelnden Menschen, die teilweise am Existenzminimum leben und trotzdem das Lächeln nicht verlernt haben. Das ist eine Kunst. Das kann unsere Gesellschaft nicht. Die Wüste, das menschenfeindlichste Gebiet auf diesem Planeten, haben wir zu Fuß erkundschaftet, wenn auch nur einen winzigen Teil. Sogar an der abwechslungsreichen Georgrafie des Landes fand ich ausgeprägtes Interesse. Wohin wir auch fuhren, das Landschaftsbild, die Felsformationen und die Farben wechselten sich ständig ab. Mal war der Boden rot, mal grau, braun, weiß oder gelb. Die Felsen flach wie Tafelberge, im Gestein die verschiedenen Erosionspuren erkennbar, die Steppe überzogen von Gras oder Sand, überall gibt es Springböcke, Antilopen, Strauße und andere Tiere zu sehen. Zu den zweifelsohne schönsten Landschaftsbildern, die wir bisher auf unseren Reisen entdecken konnten, war die Namib mit ihrer freindlichen Schönheit der Vleis, besonders das Deadvlei. Soetwas werden wir wohl so schnell nirgendwo anders auf der Welt zu Gesicht bekommen. Die Wüste ist einfach einzigartig und wohl genau deshalb verbrachten wir dort so viel Zeit und genossen die Einsamkeit mehr als an jedem anderen Ort. Natürlich galt als Höhepunkt der Reise der Besuch im Etosha-Park. Es war schon immer mein Kindheitsraum, die Tiere Afrikas life in der Wildnis zu beobachten. Wie in jedem Nationalpark des südlichen Afrikas leben die Tiere zwar in einem eingezäunten Areal zu ihrem eigenen Schutz, doch im Etosha sind es aufgrund seiner Größe die Menschen, die sich im Park eingezäunt fühlen und die Tiere sind es, die sich frei bewegen dürfen. Das gab mir einfach ein glückliches Gefühl von unendlicher und tiefer Freude. Eine wertvolle Reise geht zu Ende, eine Reise voller Faszination und Begeisterung, eine Reise, die nicht jeder macht und deshalb so einmalig ist. Und es werden ganz sicher nicht die letzten Giraffen gewesen sein, die ich in Afrika beobachten durfte :-) |
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