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Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009




5. Tag - So'n La

Die Nacht war kalt, sehr kalt sogar. Wir wollten am Morgen gar nicht aufstehen, weil es unter der Decke so schön warm war. Aber es half alles nichts, irgendwann mussten wir raus. Unten saßen die Hausbewohner bei einem Guten-Morgen-Tee zusammen und als ich die Stufen hinunter ging, begrüßten sie mich freundlich, standen auf und beendeten ihre Teepause, zumindest war keiner mehr da, als ich aus dem „Bad“ herauskam. Stattdessen gingen sie an die Arbeit, unser Frühstück wurde vorbereitet, im Haus nebenan begannen handwerkliche Arbeiten, die Frauen zogen auf die Felder. Ein jeder war beschäftigt.

Unser Frühstück fiel wie gestern aus, ein großes Weißbrot, zwei Spiegeleier und einen Kaffee. Aber es genügte. Leider gab es keine pho, eine vietnamesische Nudelsuppe, die am liebsten zum Frühstück gegessen wird. Aber vielleicht haben wir im Laufe der Reise dazu noch die Gelegenheit. Nach dem Frühstück packten wir unsere Sachen zusammen, bezahlten für die Unterkunft umgerechnet 25,00 € (zwei Übernachtungen, zweimal Frühstück, zweimal Abendessen, zwei Fahrräder für einen Tag, alles für zwei Personen). Das ist wirklich sehr lohnenswert.

Wir orderten zwei xe oms um zurück zur „Bushaltestelle“ zu kommen, an der wir vor zwei Tagen rausgelassen wurden. Eine der Hausdamen fuhr mich und ein älterer Herr fuhr Basti, die Fahrt kostet nochmals ca. 1,20 € für 8 Kilometer.

An der Bushaltestelle angekommen, warteten natürlich schon ein paar Herren, um uns in den nächsten Bus zu "helfen". Als ob wir das nicht selbst könnten. Aber noch sind wir ahnungslos und nicht genug geübt im Verhandeln mit Vietnamesen (was sich bald ändern sollte, aber diesmal ließen wir uns noch ganz schön über's Ohr hauen). Einer von ihnen band uns einen Fahrpreis von 300.000 Dong bis nach So'n La auf die Nase, eine Strecke von ca. 180 Kilometern. Das machte 12,00 € für uns beide und wir fanden das ganz schön viel. Aber was sollten wir machen? Es passieren hier zwar ständig Busse nach So'n La, aber wenn wir den nächsten für das Geld nicht nehmen, wird der übernächste auch nicht günstiger. Den Preis herunterhandeln war aus dem gleichen Grund zwecklos. Also mussten wir wohl oder übel das Geld bezahlen, obwohl der tatsächliche Preis nur die Hälfte beträgt. Und eine andere Möglichkeit nach Son La zu kommen, gab es nicht. Der Bus machte sich keine drei Minuten später durch lautes Hupen bemerkbar und wurde von einem der Herren herangewunken. Wir bezahlten 500.000 Dong und bekamen aber nur 100.000 zurück. Ein böser Blick von Basti und Kopfschütteln ließ den Busbegleiter, der das Geld einsammelt, aber schnell schwach werden und wir bekamen die restlichen 100.000 auch noch zurück. Hier muss man echt aufpassen. 6,00 € sind ja nicht die Welt, die sich der Typ für's Heranwinken ergaunert hat, aber es einfach frech, für Touristen das doppelte vom normalen Preis zu verlangen. Klar, Touristen sind „reich“. Trotzdem sehen wir das nicht ein und werden das nächste Mal einfach frech zurück sein.

Die Busfahrt war nicht der Hit. Der Bus alt und klapprig, vollbesetzt von jungen Kerlen. Die Landschaft zog an uns vorbei, wir bekamen von ihr nicht viel mit. Ca. 40 Kilometer vor unserem Ziel und nach ca. 3 Stunden Gewackel, dass wir teilweise vom Sitz abhoben, machten wir eine Pause und die meisten stiegen aus. Der Busbegleiter wies mich an, auch auszusteigen, aber wieso? Ich sagte freundlich „no“, weil ich weder auf die Toilette musste noch etwas zum Trinken kaufen wollte, da wir Wasser dabei hatten. Ich guckte raus, alle lachten. Er wies mich wieder an, auszusteigen, ich guckte raus, was es draußen denn geben soll, sagte nochmals freundlich „no“ und alle lachten. Immer das gleiche Spiel und es ist verdammt schwierig, alleine als Backpacker durch ein Land zu reisen, in dem man kein Wort versteht, kein Wort lesen und keines richtig aussprechen kann und wo die Leute nicht mal ein englisches „no“ verstehen, weil sie überhaupt KEIN Englisch verstehen. Während der Pause blieben ein paar junge Kerle im Bus sitzen, die sich über uns lustig machten. Wir grinsten zurück und redeteten miteinander. Plötzlich war Stille, alle hörten uns zu und sagten nichts mehr. Klar, so eine fremde Sprache klingt schon schön. Wir lachten, alles war ruhig um uns herum. Neugierige Blicke. Nein, wir sind keine Außerirdischen, wir sprechen nur eine andere Sprache.

Also ehrlich, das Fahren in öffentlichen Bussen muss man mögen. Es gibt Orte, in denen Ausländer mit Kameras in der Hand so selten sind, dass die Einwohner sogar Angst vor ihnen und ihren Kameras haben! Quelle: Internet. Naja, hier im Bus hatte sicher keiner Angst vor uns, aber die Jungs sehen wohl nicht oft Langnasen.

In Son La stoppte der Bus, wir sollten aussteigen, irgendwo an irgendeiner Straße. Es war definitiv keine Bushaltestelle oder sowas ähnliches. Wir wurden mehr oder weniger rausgeschupst und schneller als der Bus wieder weg war, standen auch schon zwei xe om Fahrer neben uns, quatschten uns ihre Dienste auf und sorgten schon wieder für genervte Stimmung bei uns. Wo bitteschön sind die mal NICHT? Aber alles mit der Ruhe, WIR sind jetzt mal diejenige, die die Zeit bestimmen. Erstmal Schuhe zubinden, Rucksack herrichten und dann sehen wir weiter. Kann ja wohl nicht sein, dass wir uns in diesem Land nur über die teilweise nervigen und gestressten Leute ärgern als unseren Urlaub zu genießen.

Meine Erzählungen in diesem Reisebericht über die verschiedene Menschen hier in Vietnam scheinen bei manchen Lesern, die Vietnam vielleicht anders kennengelernt haben, für Kopfschütteln zu sorgen. Aber wir fanden die Leute hier teilweise mehr als aufdringlich. Gerade wenn es darum geht, Touristen zu befördern. Sie überrumpelten uns regelrecht. Aber jetzt machten wir es besser. Ich kramte erstmal ganz gemütlich in meinem Rucksack, suchte Zettel uns Stift und ließ die xe om Fahrer mal kurz unbeachtet stehen und schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Basti tat mir gleich. Und schwups, es geht doch. Wir wurden in Ruhe gelassen und konnten überlegen, was wir machen und wie wir was machen. Ich schrieb die Straße und das Hotel auf, wohin wir wollten, denn nur so kamen wir am Besten zurecht. Die Aussprache ist in jeder Silbe einzelner Wörter so kompliziert, dass uns niemand verstehen würde und jede falsch ausgesprochene Silbe dem Wort eine andere Bedeutung gab. So kam es uns jedenfalls bisher vor. Das aufgeschriebene zeigten wir einem von ihnen und er wusste gleich, wohin die Fahrt gehen sollte. Und jetzt konnten wir auch handeln, 20.000 Dong wollte er haben, von jedem. Wir gaben 10.000 zu verstehen, da es nur 5 Kilometer und 10.000 dafür angemessen sind. Sie behaarten auf ihren 20.000, man kann es ja nochmal probieren. Basti leerte seine Taschen und brachte nicht mehr als 15.000 zusammen. Tja, Pech gehabt. Sie schüttelten den Kopf und glaubten, wir zaubern noch mehr heraus. Nee, das taten wir nicht. Wir packten unsere Rucksäcke und marschierten los, ließen die Fahrer stehen, denn wenn nicht für 15.000, dann überhaupt nicht. Sie haben was zu verlieren, wir nicht.

Keine 50 Meter gelaufen, kamen sie schon von hinten herangefahren und winkten, dass sie uns nun doch für 15.000 fahren. Na also, geht doch!

Aus dem Reiseführer wählten wir das Sunrise Hotel und als wir dort ankamen, war die Freude groß, denn das Hotel machte von außen schon mal einen netten Eindruck. So war es auch und bevor wir eincheckten, durften wir sogar das Zimmer begutachten. Danach machten wir uns zu Fuß auf durch die Stadt, liefen die Straßen entlang und hier ließ uns jeder mal in Ruhe laufen. Das war richtig entspannend.

Wir suchten die alten Gefängnisruinen, die zu einem Museum umgebaut wurde sowie den Funkturm und fanden beides auf einem kleinen Hügel. Das Areal wurde 1908 von den Franzosen gebaut und es passten tausend vietnamesische Gefangene hinein. Kaum zu glauben, denn so wahnsinnig groß ist dieses Areal gar nicht. Zumindest auf den ersten Blick (Foto links).

Als wir ein paar Stufen hinunter traten in die unterirdischen Verliese wurde uns bewusst, wie viele Gefangene hier unten noch litten.

Diese waren nach ihren Freilassungen leicht davon zu überzeugen, in den bewaffneten Widerstand zu gehen.

Die Zerstörung des Gefängnisses ist zum größten Teil auf amerikanische Bomber zurückzuführen. Zur Erinnerung wurde einiges wieder aufgebaut.

Hier ist auch ein kleines Provinzmuseum angeschlossen, welches wir uns kurz ansahen (Foto rechts). Leider sind die meisten Ausstellungsstücke nur in vietnamesisch beschriftet.

Der Weg zurück zum Hotel führte uns entlang einer viel befahrenen Straße und vorbei an Marktständen, wo frisches Obst und Gemüse feil geboten wurde. So lecker, dass ich am liebsten gleich reinbeißen wollte. Leider blieb es nicht nur bei Obst und Gemüse, auch lebende Fische wurden aus dem Wasser geholt, geschlachtet und gehäutet und an einem Stand weiter hinten wurde ein kleineres Tier des Felles entledigt, ich erkannte nur nicht, was es war und so genau wollte ich dann auch nicht hinsehen.

Im Hotel überlegten wir uns die Weiterreise für den morgigen Tag. Auf Busfahren hatten wir keine große Lust mehr und fragten, ob wir in So'n La ein Auto mieten können. Selbstfahren ist in Vietnam verboten, da man einen vietnamesischen Führerschein benötigt. Man kann zwar Autos mieten, bekommt aber immer einen Fahrer dazu. Diese Möglichkeit der Weiterreise scheiterte schließlich daran, dass es in So'n La keine Mietautos gibt. Wir überlegten beim Abendessen weiter, das aus gebratenen Nudeln mit Gemüse, Frühlingsrollen, Pommes und starken Tee bestand und äußerst lecker schmeckte. Ursprünglich war geplant, in Muong Lay eine Nacht zu bleiben, aber dann hätten wir weniger Zeit in Sa Pa gehabt. An der Rezeption fragten wir nach anderen bestehenden Möglichkeiten, nach Sa Pa zu kommen, doch die Hoteldame sprach nur schlechtes Englisch und verstand nicht viel von dem, was wir wollten. Zum Glück traf eine kleine Reisegruppe mit einem englischsprachigen Guide ein, den wir gleich als Übersetzer einspannten. Er half uns und wir bekamen zu erfahren, dass wir statt des Mietwagens ein Taxi für 1,5 Million Dong (ca 60,00 €) nehmen können, das zwischen 6 und 7 Stunden fährt oder den Bus für ca. 400.000 Dong (ca. 16,00 € für beide), der ca. 8 Stunden oder länger braucht. Oh je, 8 Stunden Busfahrt. Auch nicht besser als 7 Stunden Taxifahrt. Mit unseren Fragen an der Rezeption entfachten wir regelrechte Diskussionen, denn es gesellten sich drei weitere Guides dazu und schließlich berieten sie uns zu sechst und redeten durcheinander. Sehr hilfsbereit! Aber nicht aufdringlich. Wir beschlossen nach langem Hin und Her, morgen mit dem Taxi zu fahren, auch wenn es mehr kostet als geplant, aber der Fahrer würde sicherlich auch mal für einen Fotostop anhalten und im Bus würden wir achtlos an der Landschaft vorbeischeppern.

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Fotoalbum So'n La