Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009
11. Tag - Fahrradtour um Tam Coc |
Dieser aufregende Tag begann mit einem Frühstück im 7. Stock mit tollem Ausblick auf die Berge. Danach wollten wir unsere Fahrräder holen und losdüsen, wie es im Reiseführer beschrieben ist. Die Hoteldame wollte uns gestern schon die ganze Zeit ein Motorbike aufdrehen, obwohl wir doch lieber Fahrräder möchten. Sie meinte, mit einem Motorbike könne man viel weiter fahren. Mag ja stimmen, aber wir wollten durch die Bilderbuchlandschaft fahren und würden wir auf dem Motorbike sitzen, würden wir uns ja gar nicht unsehen und fotografieren können. Die Hoteldame war aber heute nicht anwesend, sondern nur der nette Holländer, der im Hotel einen Schreibtisch hat und Ausflüge in die Umgebung anbietet. Er organisierte uns schließlich die Fahrräder, wir wählten zwei Mountainbikes anstatt normale Stadträder und wie sich herausstellte, war das eine sehr gute Wahl. Der Holländer empfahl uns zwei Touren, unter anderem auch diese aus dem Reiseführer, aber wir sollen aufpassen, denn für heute war ein Gewitter vorhergesagt und auf den Touren gäbe es keine Unterstellmöglichkeiten. Ok, was soll's, wir fuhren trotzdem, nachdem wir die Räder checkten und der Holländer die Sattel tauschte, damit wir es auch bequem hatten. Und los. |
Zuerst fuhren wir an dem Bootsanleger die Straße vorbei hinaus aus der Stadt. Sofort wurde es ruhiger und wunderbar ländlich. Keine Mopeds, keine Autos, zumindest nicht so viele wie im Ort und wie empfohlen, bogen wir die zweite Straße nach links ab auf eine Straße, die nach ca. einem Kilometer sehr eng wurde und letztlich nur noch aus einem Spazierpfad bestand. Herrlich war es hier, wir fuhren durch Bananenpflanzen, die den Weg wie eine Allee säumten. Hier und da standen ein paar kleine Häuser, Ziegen liefen umher, links und rechts stark bewässerte Reisfelder und im Hintergrund die wundervollen Berge der trockenen Halong-Bucht. Wie vom Holländer versprochen, werden wir hier niemanden außer ein paar Einheimische treffen, so war es auch. Wir blieben oft stehen zum Fotografieren und ließen die Landschaft auf uns wirken. Die Pad machte einen großen Bogen und nach geschätzten 6 Kilometern erreichten wir den Anfang dieser Rundweges. Nun folgten wir der „Hauptstraße“ zur Bich Dong Pagode und Grotte und als wir ankamen, rief sofort jemand zu uns hinüber, wir sollen unserer Fahrräder bei ihm abstellen. Nee, nichts da. Hinten bei den Souveniershops gibt es einen offiziellen Fahrradparkplatz, der bewacht wird. Da kommen unsere Räder hin. Wer nicht weiß, dass es einen offiziellen Platz dafür gibt, könnte hier glatt reinfallen. Ein netter älterer Herr parkte unsere Fahrräder an den Rand und wir konnten in Ruhe zur Pagode spazieren. Diese gefiel uns wieder sehr gut. Um sie betreten zu dürfen, mussten die Besucher ihre Schuhe ausziehen, doch das Innere ist sehr lohnenswert. Goldene Buddhas sind zu sehen, den Duft der Räucherstäbchen in der Nase und Faszination für diejenigen, die noch nie zuvor in Asien gewesen sind. Links daneben führen steile Stufen die Felswand hinauf, wir folgten diesen und kamen zur Bich Dong Grotte, die als schönste Grotte Vietnams gilt. In ihr werden drei schwarze Buddhas verehrt und gegenüber kann man bei genauem Hinsehen eine weitere kleine Pagode im Fels entdecken. Aus der Grotte hinaus gelangten wir auf eine kleine Aussichtsplattform, auf der eine weitere kleine Pagode steht. Die Aussicht ins Tals ist leider ziemlich verwachsen, nur vom Steinpodest aus kann man hinunterblicken. Wir stiegen die Stufen wieder hinab und als wir um die Pagode herumliefen, fanden wir einen Zaun mit einer offenen Tür. Hindurch und nach links ging es steil zwischen Pagode und Felswand ein paar Steine hinauf. Niemand außer uns fand diesen Weg, die Sonne prasselte herunter und hatte heute schon den ganzen Tag kein Erbarmen mit uns. Gefühlte 40°C muss es soeben haben. Uff. Schwitz. Von wegen Gewitter. Aber es lohnte sich, denn oben angekommen, hatten wir einen sagenhaft schönen Blick auf das Verborgene Tal. Wir liefen die andere Seite hinunter, über eine Brücke, auf einem kleinen Pfad durch die Wiese bis wir an eine Höhle kamen. Hier müsste eigentlich ein Höhlenwerter mit einer Taschenlampe sein, doch dieser scheint heute seinen freien Tag zu haben. Schade, die Höhle hätten wir gerne gesehen. Aber nicht so schlimm, dafür konnten wir in absoluter Zweisamkeit die wundervolle Stille des Tals genießen. Nur ein paar Ziegen und Vögel waren zu hören, Natur pur, wie ein kleiner Garten Eden. Leider war der Weg hier zu Ende und wir mussten umdrehen. Raus aus dem wohltuenden Schatten und wieder der Sonne ausgesetzt, ging es erneut die Steine nach oben und auf der anderen Seite wieder nach unten. Die Reisegruppe, die gleichzeitig mit uns hier ankam, ist schon über alle Berge verschwunden. Wir liefen zurück zu den Fahrrädern, kauften an einem Stand zwei Flaschen Wasser für unschlagbare 10.000 Dong (ca. 0,40 €). Für die Bewachung der Fahrräder zahlen wir ebenfalls nur 5.000 Dong (0,20 €). Leider habe ich die Speicherkarte meiner Kamera vor dem Entladen der Bilder gelöscht. Gegen Mittag waren wir zurück in Tam Coc und fuhren neben dem Bootsanleger vorbei in die andere vom Holländer empfohlene Richtung. Nach ein paar Kilometern durch herrliche Landschaft und über die Brücke, durch die wir gestern mit dem Ruderboot fuhren, teilte sich der Weg. Da hinten stand ein Reisebus, da muss es etwas besonderes geben. |
Wir kamen dem Bus näher und entdeckten eine wundervolle chinesische Pagode, der Thai Vi Tempel, parkten die Fahrräder neben einem Getränkestand und gingen hinein. Die Reisegruppe bereits im Begriff zu gehen, traten wir näher, in die große Hauptpagode, in der uns ein Mönch bat, ein paar Dong zu spenden. Wir sahen eine Schüssel mit 5.000 Dong-Scheinen. Wir spendeten 10.000 Dong und machten ihm damit eine unwahrscheinliche Freude, so dass er uns auf zwei Musikinstrumenten vorspielte. Nur für uns zwei, es war ja sonst keiner hier (Foto rechts). Das erste, worauf er spielte, war eine Dan Bau, eine einsaitige Zitter, es klangt wunderschön. Und das zweite ist eine Dan Nhi, das ist eine zweisaitige Fidel, bei der der Bogen zwischen den beiden Saiten durchgezogen wird. Anschließend lud er uns ein, auf den gegenüberliegenden Tempel zu steigen und den Gong zu betätigen, was wir natürlich taten :-) |
Nach einiger Zeit verließen wir den Thai Vi Tempel und zahlten draußen für's Aufpassen auf unsere Fahrräder 2.000 Dong. Der Herr meinte, wir sollen doch den Weg nach da hinten, gleich am Tempfel vorbeit, entlang fahren und wies mit der Hand in die Richtung. Wir folgten dem „Tipp“ und kamen nach einiger Zeit an eine Stelle der Wasserstraße, an der wir gestern vorbeifuhren. Nun wurde der Weg aber ganz schön eng, links und rechts geht es hinab ins Wasser, links stark bewässerte Reisfelder und rechts Tümpel. Der Weg war so schmal, dass man schon nicht nebeneinander laufen hätte können. Vor uns lag ein kleines Anwesen und ca. 200 Meter dahinter musste es dann einfach passieren. Ich dachte gerade noch daran, was wäre, wenn ich jetzt rechts oder links einfach hinunter in das Wasser rutsche, mit der Kamera um den Hals. Und plötzlich zog es mein Fahrrad zur Seite, kippte, ich konnte es nicht mehr halten und rutschte den kleinen Abhang hinunter, löste mich vom Fahrrad und landete samt Rucksack bis in Brusthöhe im Tümpelwasser. |
In meiner Geistesgegenwart aber hob ich noch, bevor ich nass wurde, den rechten Arm nach oben, um die Kamera zu retten. Sofort kam Basti angelaufen, ich reichte ihm die Kamera, der Rest war mir egal, Hautsache sie ist nicht nass geworden. Ich kämpfte mich an Land, das Rad lag über mir auf dem Hang. Zum Glück ist das nicht über mich drüber gefallen, es hätte mich womöglich ganz reingerissen. Meine Beine waren aufgekratzt vom harten Gestrüpp, Basti half mir raus, ich war tropfnass und schmutzig. Igitt!!! Aber warm war's... Sowas kann man nur mit Ironie nehmen und wie Ihr seht, funktionierte die Kamera noch :-) (Foto links). |
Sofort kam jemand von dem Anwesen um zu sehen, ob alles ok ist. Sehr nett, wie ich fand, aber ich war ok. Basti untersuchte die Kamera, die zum Glück außer ein paar Tropfen überhaupt kein Wasser abbekommen hat. Komischerweise ist vom Rucksack nur eine untere Ecke nass geworden, obwohl ich so tief ins Wasser rutschte. Womöglich hatte ich mich nach vorne gebeugt, um auch mein Objektiv im Rucksack zu retten. Meine Hose konnte ich auswringen, aber ausziehen hätte zu komisch ausgesehen. Meine Schuhe klatschnass, ich musste lachen. Zum Glück hatten wir ein Handtuch dabei und ich konnte mich erstmal abtrocknen und säubern. Den Weg zurück in den Schatten musste ich barfuß gehen, es pickste an den Füßen. Zum Glück ist die Kamera nicht kaputt gegangen, das hätte mir wohl mächtig den Urlaub vermiest. Ich selbst musste nur noch über mich lachen und hätte mich zugern bei dem Sturz selbst beoachtet. Bin ich froh, die Kamera, ich kann's gar nicht oft genug erwähnen. Der Weg war aber auch eng. So, nun schwitzte ich nicht mehr und der Wind trocknete meine Hose und mein Oberteil zumindest so gut, dass ich später im Hotel nicht blöd von oben bis unten angesehen werde. |
Wir fuhren den Weg zurück, nun war auch noch mein Fahrrad halb kaputt, die Kette sprang ständig raus und wir mussen immer stehen bleiben. Aber meine gute Laune ließ ich mir trotzdem nicht nehmen, ich in ja nicht empfindlich :-) Als wir wieder am Thai Vi Tempel ankamen, wollte ich aber dennoch wissen, wohin es in die andere Richtung ging. Wir folgten dem Weg, der Fahrtwind trocknete weiterhin meine Sachen. Doch schon bald war der Weg zu Ende und wir stellten fest, dass der schmale Pfad von vorhin genau hier herausgekommen wäre. Wir hätten also eine Runde gedreht. Auch gut, so haben wir wenigstens nichts verpasst. |
Wir fuhren zurück ins Hotel, da wir alles, was wir hier erkunden konnten, erkundet haben und es keine Wege mehr gab, die wir noch fahren konnten. Immerhin legten wir heute ca. 20 Kilometer zurück, sehr schön. Im Hotel brauchte ich nun dringend eine Dusche und fühlte mich gleich wieder wohl. Meine Beine spannten trotzdem noch, wer weiß, welche Blutegel es im Tümpel gab, ich will lieber gar nicht dran denken. Und nun, was machen wir mit dem restlichen Nachmittag? In der Nähe liegen laut Reiseführer die Reste der alten Hauptstadt Hoa Lu, die einen Besuch lohnt. Wir beschlossen, uns mit einem Motorcycle hinfahren zu lassen und gingen hinüber zu einer Gruppe Mopeds um Kilometer und Preis zu erfragen. Laut Reiseführer sind es nicht mehr als 15 Kilometer, die Männer meinten, 20 Kilometer und verlangten einen entsprechenden Betrag. Nee, das hatten wir schon. Veräppeln können wir uns selbst! Im Hotel trafen wir zufällig den netten Holländer wieder und fragten ihn, wie weit es bis nach Hoa Lu wäre. Er meinte 14, maximal 15 Kilometer. Er hatte einen jungen Mann an seinem Tisch sitzen, mit dem er sich gerade unterhielt, sah aus wie ein chinesischer Mönch mit Fingernägel so lang wie Krallen an der linken Hand. Der Holländer meinte, dass dies der beste Reiseguide von ganz Vietnam wäre, seine „secret weapon“. Wir nahmen die Gelegenheit beim Schopf und sagten, dass wir ja an einer zweitägigen Tour im Cuc Phuong-Nationalpark, ca. 60 Kilometer von hier entfernt, interessiert sind. In diesen Park gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel, wir hätten sowieso ein Problem gehabt, dahin zu kommen, außer vielleicht mit einem Taxi oder einer Reisegruppe. 60 Kilometer auf einem Motorbike hätten wir nicht ausgehalten. Der Holländer empfahl uns mehrere individuelle Variaten, den Guide hätten wir schließlich nur für uns alleine, ein Privatguide also und da konnten wir uns die zwei Tage so einteilen, wie wir sie wollen. Also buchten wir für morgen eine ganztägige Trekkingtour im Dschungel mit Übernachtung direkt mittendrin und für den zweiten Tag die Rückfahrt über Khenh Ga und Van Long, die schwimmenden Dörfer sowie Hoa Lu. Das ganze ist zwar mit 150,00 € für uns beide etwa teuer, dafür aber inkl. Transfer, Eintrittsgelder, Frühstück, Lunch, Abendessen, Übernachtung in einem hübschen Bungalow direkt am See und englischsprachigem Privatguide. Im Nationalpark darf sowieso keine Tour ohne Guide unternommen werden, aber Hoa Lu, Khenh Ga und Van Long ist natürlich auch ohne Guide machbar, aber da hätten wir erstmal hinkommen müssen. Hinterher überlegte ich zwar, dass zwei Tage Trekking bestimmt auch toll gewesen wäre, was das gleiche gekostet hätte, aber so sehen wir noch etwas aus der Umgebung, anstatt zwei Tage ausschließlich im Dschungel zu sein. Wir freuten uns und buchten gleich noch eine Nacht im diesem Hotel hier für den Tag unserer Rückkehr. |
Nachdem wir uns den Sonnenuntergang vom Dach ansahen (Foto links), gingen wir die Straße hinunter, um nach einem Restaurant für das Abendessen zu suchen, denn das Hotelrestaurant war uns definitiv zu teuer. Eine Speisekarte eines Restaurants klang nicht schlecht, aber beim nächsten wurden wir viel freundlicher empfangen, es sah sehr nett aus und die Speisekarte entsprach genau dem, auf was wir Appetit hatten und lockte obendrein mit sagenhaft günstigen Preisen. Zum Essen war es noch zu früh, so gingen wir eine Runde durch den Ort spazieren, folgten einem kleinen Pad zwischen Reisfeldern zu einem Anliegen, wo der Weg allerdings aufhörte und wir umdrehen mussten. |
Wir unterhielten uns gut über die Hochzeit und schlenderten ein wenig umher, bevor uns der Hunger ins ausgewählte Restaurant "Bamboo Garden" zog. Dort begrüßte uns, überraschenderweise, der Holländer, der uns gleich wiedererkannte. Er freute sich, dass wir den Weg in sein Restaurant famdem und bot uns die „VIP-Ecke“ im ersten Stock an. Hier standen auf Bambusmatten kleine Holztische, aus dem Lautsprecher lief gemütliche Musik, wir teilten uns die Ecke mit zwei weiteren holländischen Gästen. Der Abend war sehr nett, wir unterhielten uns gut zu fünft und erfuhren, dass der Holländer bereits 4 ½ Jahre in Vietnam lebt, mit seiner Freundin verlobt ist und seit zwei Monaten in Tam Coc wohnt, wo er das Restaurant eröffnete und im Hotel als Touranbieter arbeitet. Er erzählte ein wenig über Land und Leute, wir verspeisten währenddessen ein sehr leckeres Abendessen und bekamen selbstgebrannten Reiswein spendiert. Sehr lecker! Wir zahlten einen sensationellen Preis von umgerechnet 6,00 € für zwei frisch gepresste Säfte, vegetarische Frühlingsrollen, gebratene Nudeln mit Gemüse, Tofu in Tomatensosse und Reis. So ging dieser heiße Tag mit zufälligen Entdeckungen, abenteuerlicher Fahrradtour und äußerst leckerem Abendessen zu Ende. |
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