Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009
14. Tag - Hanoi (Teil 2) |
Der Tag begann viel zu früh, die Klimaanlage lief die ganze Nacht und morgens fror es mich sogar. Als wir aus dem Zimmer gingen, strömte uns sofort die schwüle Hitze entgegen. Dabei war es gerade mal 7:30 Uhr. Im Frühstücksrestaurant war schon mehr los als vor drei Tagen und überhaupt sahen wir heute viel mehr westliche Touristen im Hotel. Nach dem Frühstück packten wir alle sieben Sachen und verließen das Hotel in Richtung N1. Heute: Bustrampen. Wir ließen uns ja gestern vom Holländer erklären, wie wir am besten nach Hanoi kommen. Er empfahl uns, an der N1 den nächsten Bus anzuhalten. Also taten wir das. Bis zur N1 liefen wir ca. 20 Minuten und der Schweiß tropfte uns jetzt schon von der Stirn. Und das noch nicht mal 9:00 Uhr. Aber wir hatten ja schließlich die 9 Kilogramm schweren Rucksäcke auf dem Rücken. An der N1 angekommen, überquerten wir diese und liefen hinüber in eine Baustelleneinfahrt, damit der nächste Bus nicht direkt an der Straße halten muss. |
Und da kam er auch schon, mit Giap Bat bzw. My Dinh beschriftet. Ich winkte ganz kurz, wir wurden hineinschoben und schon fuhr er weiter. Sehr gut! |
Die Fahrt kostet 50.000 Dong pro Person für 100 Kilometer, das macht umgerechnet 2,00 € und ist ein super Preis. Wir waren zufrieden und stolz auf uns. Hilfsbereit wurden uns zwei Plätze nebeneinander freigemacht und ein Rucksäcke auf einen anderen freien Platz gehievt. Der Bus war jetzt schon gerammelt voll, aber er hielt im Ort noch mehrmals an, um weitere Leute einzusammeln. Zwei setzten sich gleich in den Gang bzw. standen auch, bis die nächsten wieder ausstiegen. Kurz nach Ninh Binh tankte der Bus nochmal auf, die Fenster wurden geschlossen und ab jetzt dufte auch niemand mehr zusteigen. |
Die nächsten 1 ½ Stunden Fahrt wurde begeleitet von herrlichem vietnamesischen Comedy-TV, von dem wir natürlich kein Wort verstanden, nicht mal unser eigenes. Der junge Kerl vor uns schien sich köstlich zu amüsieren :-) Dass jeder Bus und jedes Taxi mit einem Flatscreen-TV ausgestattet ist, hätte ich nie gedacht. Dabei sind es ganz normale öffentliche Überlandbusse, keine speziellen für Touristen. Überhaupt scheinen nicht viele westliche Touristen mit den öffentlichen Bussen zu fahren, in jedem Bus auf dieser Reise waren wir die einzigen. Auch an den Busbahnhöfen. Dabei ist es, wenn man es ein paar Mal gemacht hat, super einfach und genauso super günstig und ein nettes Vergnügen. Wir fanden mittlerweile großes Gefallen an der Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. In Hanoi angekommen, tobte das Leben, wie wir es von der Stadt schon gewohnt waren und gaben uns für den Rest des Tages nochmal die volle Dröhnung. Am Busbahnhof Ninh Binh angekommen, wimmelten wir freundlich aber bewusst die Mopedfahrer ab, denn mit einem xe om durch die Stadt kam für mich nicht in Frage, für Basti schon. Wir suchten in aller Ruhe das Hotel heraus, das ich für die nächste Nacht vorreserviert hatte. Wir haben immerhin gelernt, uns nicht von den vielen Taxi- und Mopedfahrern, die sich anbieten, verrückt und nervös machen zu lassen. Sobald sie merken, dass kein Interesse besteht, lassen sie einen auch wieder in Ruhe und wenn Interesse besteht, warten sie auch ne Stunde, bis man das gewünschte Ziel herausgesucht hat. Wir nahmen das nächste Taxi und die Fahrt zum Hotel in der Altstadt war mit 80.000 Dong ein günstiges Vergnügen, das entspricht etwas mehr als 3,00 € für 12 Kilometer. Zu empfehlen ist hier, ein Taxi von „Hanoi Taxi“ zu nehmen, die Taxameter sind zumindest nicht manipuliert. Am Hotel angekommen, zeigte ich meine Reservierung vor, doch das Hotel war bereits voll und sie verwiesen uns in ein gleichnamiges, aber in einer anderen Straße. Also wieder rein ins Taxi und hin gefahren. Wir wurden nett und herzlich empfangen und bekamen ein Zimmer im obersten Stockwerk. Nein, Zimmer ist falsch, eine Suite eröffnete sich beim Betreten, mit einem Wirlpool im Badezimmer. Hatte ich das wirklich reserviert? Für 45,00 US$. Ok, nehmen wir :-) |
Raus dem Hotel stiegen wir ins nächste Taxi und ließen uns zum Westsee fahren. Von da aus wollten wir zu Fuß den Weg zurück zum Hotel gehen und würden unterwegs noch ein paar Sehenswürdigkeiten besichtigen. Angekommen am See nach ca. 5 Kilometer zahlten wir 40.000 Dong, ca. 1,60 €, sehr nice. Jetzt noch unbeschadet über die vielbefahrene Straße und da vorne eröffnete sich auch schon die kleine Insel, zu erreichen über eine Brücke, auf der die Tran Quoc-Pagode steht (Foto links). Sie stammt aus dem Jahre 544 und ist die älteste buddhistische Pagode des Landes. Schade, die hätten wir gerne besichtigt, war aber aufgrund Baumaßnahmen ab dem Ende der Brücke gesperrt. |
Na gut, dann gehen wir eben weiter. Am Südostufer des Sees eröffnete sich ganz unscheinbar auf der linken Seite die Quan Thanh-Pagode, wir hätten sie fast übersehen, da sie von außen ebenfalls umhüllt war wegen Bauarbeiten. Besichtigen konnten wir sie trotzdem. Im inneren entdeckten wir die fast 4 Meter große, hochverehrte Statue des Tran Vu. Ich könnte ewig in solchen Pagoden stehen, finde sie einfach immer wieder faszinierend. |
Wir liefen die Straße immer geradeaus, über große Kreuzungen mit waghalsigen Überquerungsmanövern, durch Gehupe und Gedränge bis wir links den Präsidentenpalast sahen. Stehenbleiben iss' nicht, wir wurden sofort vom Wächter angepfiffen, aber weiter vorne gibt es einen offiziellen Eintritt. Zum Vorschein kam eine schöne Parkanlage, der Weg führte uns zu Onkel Ho's (Ho Chi Minh) Wohnhaus und Arbeitsstätte, einem einfachen Stelzenhaus aus Holz (Foto rechts). Er wird dermaßen verehrt, dass man über einen Ausguck in die Wohnräume einsehen kann. Im Schlafraum ist sogar das Kopfkissen leicht eingedrückt, als wäre er gerade erst aufgestanden. |
Ein falscher Schritt in eine falsche Richtung und schon wurde vom Guard gepfiffen und ermahnt. Die Runde führte uns weiter um den See herum bis zum Ausgang. Ho Chi Minh's Auto konnten wir leider nicht sehen, da wir am Eingang die Abzweigung dahin verpassten und nun kamen wir nicht mehr zurück. |
Diese Guards, sie haben ihre Augen überall. Wir schlenderten weiter, vorbei am Ho-Chi-Minh-Mausoleum, welches aber jährlich von September bis Dezember geschlossen hat. So konnten wir es nur von außen besichtigen. Gegenüber befindet sich das Ho-Chi-Minh-Museum und noch ein paar Meter weiter die Einsäulenpagode Chua Mot Cot. Sie ist eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Eine süße Pagode, die mir sehr gut gefiel (Foto links). |
Gegenüber öffnet sich eine kleine Tür, die, wenn man es nicht weiß, leicht übersehen wird. Basti fand sie nur zufällig und in netter Herr deutete uns hinein. Zu Gesicht bekamen wir eine weitere Pagode, die gar nicht im Reiseführer steht. Es duftete herrlich, das Gold glänzte, ich kann von den Pagoden gar nicht genug kriegen. |
Da wir jetzt schon müde waren und die Beine langsam schlapp machten, nahmen wir den direkten Weg zurück in die Altstadt, zumindest in die Nähe unseres Hotels. Den Weg fanden wir ziemlich schnell und uns kam doch glatt in den Sinn, ja noch ein paar Souvenire zu kaufen. Hmm, gut wäre ja das leckere Gewürz zum Dippen, welches wir irgendwo im Bergland probierten. Wo war das gleich nochmal? Oh je, wir haben schon so viel erlebt auf dieser Reise, dass wir das alles noch gar nicht verarbeiten konnten. Jeder Tag ein neues Abenteuer. Aber wie hieß dieser Dipp und wo bekommen wir den her? |
An der Straßenseite taten sich etliche Obst- und Gemüsestände auf, der richtige Ort, um solche Dipps zu kaufen, leider verstand keiner von ihnen auch nur ein halbes Wörtchen englisch. Mit meinem Reiseführer, in dem die Gewürze auch in vietnamesisch stehen, versuchte ich, den netten älteren Damen zu erklären, wonach wir suchten, aber keine Chance. Wir liefen weiter, an zahlreichen kleinen Reisebüros vorbei. Ich dachte mir, wenn jemand hier englisch kann, dann doch wohl die Leute im Reisebüro. Also in das nächste rein und die lustige Frage nach diesem Gewürz gestellt. Der Herr meinte, es wäre eine selbstgemachte Mischung, die keinen speziellen Namen hat. Ich bat ihm, mir die Namen der Zutaten in vietnamesisch auf einen Zettel zu schreiben, den ich den Gemüseverkäuferinnen vorzeigen kann. Gesagt, getan, wir liefen zurück zu den Gemüseständen, eine nette ältere Dame las den Zettel, nickte, ich freute mich, sie erzählte unverständliche vietnamesische Worte und deutete auf die andere Straßenseite. Ach menno, keine Chance. Sie sah uns „verzweifelt“ und begleitete sie uns über die Straße, ging zur nächsten Garküche, holte ein Brot und Eier heraus und wollte gerade anfangen, mir ein Ei-Sandwich zu machen. Ich musste lachen, was hat denn der Kerl im Reisebüro auf den Zettel geschrieben? Das war echt witzig, Basti lachte sich hinten schon kaputt. Ich bedankte mich freundlich und wir liefen weiter. Schade, dann hatte der Kerl im Reisebüro doch nicht verstanden, was ich wollte. Zufällig liefen wir später an einem kleinen Supermarkt vorbei. Naja, Supermarkt kann man nicht nennen, eher ein Ein-Gang-Einkaufsladen, aber es gab typischen vietnamesichen grünen Tee sowie Gewürze. Ich kaufte ein und fand auch ein Chili-Salz-Gewürz, das verdächtig nach dem im Bergland aussah. Später probierten wir es, es ist zwar schärfer, kommt aber ganz gut an das Original heran. Den ganzen Weg wieder zurück, dabei waren wir schon so k. o., suchten wir uns ein Restaurant im Reiseführer heraus und fanden das Songanh Café nur ein paar Meter weiter. Endlich sitzen, endlich etwas essen, leckere gebratene Nudeln mit Gemüse, Mais in Butter und Bambus, der allerdings nicht mein Fall war, dazu grüner Tee, der bei uns mittlerweile nicht mehr fehlen durfte. Für den Weg zurück ins Hotel einigten wir uns schnell, um das auch mal ausprobiert zu haben, das nächste freie Cyclos anzuhalten. Es war zwar etwas eng, aber eine hervorragende Wahl und echt nett. Außerdem sparten wir uns das Suchen unseres Hotels, denn der Fahrer kannte dies und fuhr uns bis vor die Tür. Frecherweise wollte er schließlich für 10 Minuten Fahrt wegen seiner groooßen Anstrengung (zwischendurch hat er das Fahrrad geschoben), 200.000 Dong haben, das sind 8,00 €! Nee! Dummerweise haben wir vorher keinen Preis ausgehandelt. Ich drückte den Preis auf 100.000 Dong runter, gaben 500.000 hin, da wir es nicht kleiner hatten und gingen nicht eher, bis wir das passende Rückgeld bekamen. Echt unverschämt! Wir erfuhren im Hotel, dass eine einstündige Stadtrundfahrt nicht mehr 50.000 Dong kostet. Wenn die das bei jedem Touristen machen, werden die echt reich damit, nach dem Motto, man kann's ja mal probieren. Nun aber genug für heute, wir waren echt erledigt und freuten uns auf die nächsten zwei Tage voller Entspannung. Zumindest freute ich mich, denn ab hier wusste Basti nicht mehr, was die restliche Reise noch zu bieten hat. Das Beste zum Schluss, ein schöner Gedanke. |
weiter zum 15. Tag |