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Good Morning Vietnam
Rundreise durch das nördliche Bergland
29. Oktober 2009 - 15. November 2009




12. Tag - Cúc Phu'o'ng Nationalpark

Heute war 6:30 Uhr aufstehen angesagt, um 7:00 Uhr frühstücken und pünktlich 8:00 Uhr stand bereits unser Guide Theng mit dem 4x4 vor dem Hotel, um uns abzuholen. Wir nahmen nur einen Rucksack mit und verstauten den anderen in einem verschließbaren Hotelzimmer, wir würden ja hierher zurückkommen.

Und los ging's auf Entdeckungsreise durch den Dschungel, Cuc-Phuong Nationalpark.

Auf dem Weg dorthin hielten wir an verschiedenen Feldern an, und Theng, erklärte uns einiges über die dort wachsenden Früchte. Das Ananasfeld wurde gerade frisch abgeerntet. Er suchte zwei Ananas heraus, eine große und eine kleine und zerschnitt die kleine an Ort und Stelle mit seinem Messer. Hmmmm, super süß, frisch vom Feld, die Vitaminbombe schlechthin. Sehr lecker.

Wir fuhren nur ein paar Meter weiter, blieben an einem Papayafeld stehen, aber die Früchte an den Bäumen waren noch nicht reif.

Dafür der dunkle Zuckerrohr da drüben. Den kann man zwar nicht essen, aber das Fruchtfleisch zumindest kauen, den Saft daraus trinken und das Fruchtfleisch wegschmeißen.

Da hinten warteten noch Passionsfrüchte auf uns. Wir suchte ein paar schöne reife heraus und probierten auch diese, die sauer, aber sehr lecker schmeckten.

Noch einige Kilometer lagen vor uns, die wir relativ schnell auf der schlechten Straße bewältigten, bis wir den Parkeingang erreichten. Wir gaben unsere Pässe am Eingang ab, da wir ja im Park übernachten und fuhren die Straße bis zu deren Ende am Parc Center.

Und los ging's, hineinein in den Dschungel. Wir waren noch nie im Dschungel und deshalb eine ganz neue und besondere Erfahrung für uns. Wir liefen unter hohen Bäumen, Bananenpflanzen, Palmen, Farm und Lianen hindurch, vorbei an Gestrüpp und undurchdringliches Unterholz.

Gleich am Anfang stoppte Theng, da es links im Gebüsch raschelte. Leider sahen wir nichts und liefen weiter. Nach ein paar Metern stoppte er wieder und machte einer großen Spinne den Weg frei. Sie sah aus wie unser heimischer Weberknecht, nur ca. 3x größer. Er meinte, sie wäre noch klein, die größeren laufen uns heute sicher noch über den Weg.

Wir wanderten weiter und es dauerte nicht lange, bis Theng wieder stoppte und auf ein großes grünen Blatt zeigte. Für uns ein Blatt, er aber sah die darauf sitzende Stabheuschrecke, die wir total übersehen hätten (Foto rechts). Sie hat sich ihrer Umwelt wahnsinnig gut angepasst und geht glatt als ein kleines Ästchen durch. Immer haben wir diese Heuschrecke nur in Tier- und Naturdokumentationen gesehen und nun fanden wir es faszinierend, sie selbst in der Natur beobachten zu können.

Weiter ging's. Achtung! Spinne vor den Füßen. Und gleich noch eine. Wir mussten aufpassen, wohin wir traten, so viele Riesen-Weberknechte laufen hier herum.

Noch zwei Stabheuschrecken, ein Männchen und ein Weibchen, zu erkennen an den verschiedenen Farben. Die Männchen sind grün und die Weibchen braun. Und wieder Achtung, links hängt ein Spinnennetz ziemlich weit unten und es ist auch eine Spinne zu Hause. Im Park gibt es giftige Spinnen und auch Schlangen, von daher sollte man beim Wandern etwas vorsichtig sein.

Der Pfad führte uns immer höher und höher, wir überquerten heruntergefallene Baumstämme und Steine. In den Baumstämmen wachsen riesige Pilze. Hier ist alles riesig und die Luftfeuchtigkeit betrug geschätzte 80 %, meine Linse lief ständig an, nachdem ich den Deckel abnahm.

Der Himmel strahlend blau, kein Wölkchen zu sehen. Tief im Wald ist es angenehm, die Sonne erreicht nur die Baumkronen, alles andere ist im Schatten verborgen. Es herrscht Trockenzeit von November bis Februar, ansonsten gibt es hier mehr Niederschlag, als in ganz Vietnam in einem Jahr zusammen. Klar auch, sonst wäre der Park kein Dschungel geworden. Als wir eine Lichtung erreichten, knallte die Sonne erbarmungslos runter. Das waren bestimmt 35°C. Zum Glück ging es gleich wieder heinein ins den Wald. Vorsicht, Spinne unten und Spinne oben. Kopf einziehen und schauen, wohin man tritt.

Plötzlich wurde ein leises Geräusch immer lauter, es klangt wie das Surren in einem Bienennest, das an ein Megaphon angeschlossen ist. Unwahrscheinlich laut, es kommt aus den Baumkronen. Theng erklärte, dass da ein Schwarm winziger, fingernagelgroßer Insekten säße. Kaum zu glauben, selbst Vögel zwitschern und pfeifen leiser. Unglaublich.

Wir machten Rast und fragten Theng ein bisschen aus. Es machte Spaß, sich mit ihm zu unterhalten, er spricht gutes Englisch und kann so viel über die Flora und Fauna hier erzählen, was kein Reiseführer kann. Er zeigte uns neben den Tieren einige Bäume, Blüten, Früchte, Blätter, Gräser und hatte zu jedem etwas zu sagen. Das macht Spaß, wenn sich jemand gut auskennt.

Eigentlich leben hier auch Affen, die man leider nur sehen kann, wenn man ganz leise ist und für längere Zeit an einem Platz verweilt.

Überhaupt leben im 22 000 Hektar großen Park 307 Vogel-, 220 Reptilienarten sowie Amphibien und 133 Säugetierarten, darunter auch der asiatische Braunbär, Leoparden, Delacour's langur und Owston's Civet, außerdem 1900 Pflanzenarten. Wir sahen im Laufe des Tages wohl nur einen Bruchteil davon.

Das Bienensurren kam wieder, wurde leiser und verschwand in dem Moment als ein neues ertönte. Herrlich. Ein Vogel pfiff aus der Entfernung, ein lautes Knacksen in den Bäumen, Rascheln im Gestrüpp, Spinnen unten und oben. Das ist die Art Dschungel, die ich mir immer vorgestellt habe. Aber mehr muss es dann auch nicht sein.

Nachdem wir einige Kilometer zurückgelegt haben, kamen wir zu einem 1000 Jahre alten Baum, der einen enormen Durchmesser hat. Das ist eines der „Hauptsehenswürdigkeit“ im Park und Theng erklärte, dass die meisten Touristen nur zu diesem Baum wandern und andere wunderschöne Plätze im Park gar nicht kennenlernen.

Wir guckten uns um und irgendwann meinte Basti, was denn DAS hier sein soll? Er zeigte auf ein Tier, welches aus der Entfernung wie eine Vogelspinne aussah. Ich kam näher und entdeckte es, kann aber nicht sagen, was das sein soll. Vielleicht eine riesen Ameise aus längst vergessener Zeit (Foto links). Ich traute mich gar nicht nah ran, wer weiß ob es nicht einfach davonspringt.

Theng erzählte, dass es wohl schon öfter passierte, dass sich die Touristen verlaufen haben. Die unscheinbaren Wege, die man aus kurzer Distanz nicht mehr erkennt, sind plötzlich weg und so mancher irrte bereits umher und konnte erst Stunden später von den Ranchern gefunden werden.

Gegen 13:00 Uhr kamen wir zurück zum Park-Center und bekamen ein leckeren Lunch serviert. Das war viel zu viel für uns, zumal wir bei dieser Hitze sowieso nie Hunger haben.

Nach der einstündigen Pause wanderten wir weiter, der nächste Weg führte uns in ein Tal am Fuße des Berges von vorhin entlang. Die Bananenblätter sind so groß, dass sie glatt als Sonnenschirme durchgehen (Foto rechts). Theng warf seinen Hut ins Gestrüpp, den er jetzt nicht mehr braucht. Hier hinten würde keine Sonne mehr durchdringen. Wir wanderten über Baumstämme, Steine, kleine Bäche, erneut an Spinnennetzen vorbei, die Vögel und Insekten gaben ihre Laute von sich, eine herrliche Stimmung herrschte.

Ziel dieser Tour war der Ancient Tree, ein 700 Jahre alter Baum, dessen Krone irgendwo auf 60 Metern Höhe sitzt. Hierher kommen leider nicht so viele Touristen, zumindest keine ohne Guide. Schade eigentlich, denn alleine der Baum ist es wert, den weiten Weg zu laufen.

Auf dem Picknickplatz machten wir eine Weile Rast und erzählten. Theng war ein guter Guide, der immer versuchte, alle Fragen zu beantworten, der über Jokes lachte, selbst Jokes machte und sehr umgezwungen und relaxed schien. Wegen seinen langen Fingernägeln an der linken Hand nannten wir ihn die „Tigerkralle“.

Wir liefen den gleichen Weg zurück, beobachteten eine ganzen Schwarm gelber Schmetterlinge am Wegesrand, immer wieder raschelte es in den Bäumen und wir hofften, einen Affe zu sehen. Theng entdeckte später ein Flughörnchen, leider war es schon weg, noch bevor wir es sehen konnten. Wir haben leider überhaupt kein Auge für die Tiere.

Ich machte unzählige Fotos, so viele, wie ich sonst auf dieser Reise nicht gemacht habe. Meine Speicherkarte war schon fast voll.

Auf dem Rückweg verschwand die Sonne hinter den Bergen und als wir aus dem Wald kamen, herrschten angenehme Temperaturen von ca. 25°C, aber immer noch eine enorme Luftfeuchtigkeit. Es ist bereits 16:00 Uhr, wir liefen zurück zum Parc-Center, stiegen ins Auto und fuhren zurück. Unterwegs hielt Theng an und meinte, wir wären jetzt an einer Höhle, wir sollen aber alleine gehen, er wartet hier, aber wir wollen aufpassen, denn die Stufen hinauf sind sehr steil und rutschig und besser wäre es, wir hätten eine Taschenlampe dabei, die wir natürlich nicht hatten.

Also zogen wir alleine los, über eine Brücke, überall hängen die Lianen herunter, die Vögel pfiffen ihr Abendlied, wir stiegen die sehr steilen Stufen hinauf und oben angekommen, fanden wir die Cave of prehistoric Man, in der vor 7500 Jahren Menschen lebten. Unvorstellar.

Wir gingen hinein, die Sonne erleuchtete den Eingang (Foto links), um eine Ecke herum aber herrschte völlige Dunkelheit. Ich benutzte den Blitz meiner Kamera um die Höhle auszuleuchten, entdeckten einen kurzen Gang, der hinten wieder nach außen ging. Wir krochen hindurch, umheimlich war es hier schon, da es hier auch Fledermäuse gibt. In der Höhle ging es nochmal nach links, ich leuchtete auch diesen Weg aus und zum Vorschein kam eine noch größere Höhle, in die wir uns aber nicht mehr trauten, so ganz ohne Taschenlampe. Und mein Blitz machte das auch nicht ewig mit.

Die Stufen hinunter und über die Brücke zurück empfing uns Theng und verriet, dass er deshalb nicht mitging, weil er Angst hat, diese engen Stufen zu steigen. Es stimmt schon, für schwindelfreie ist der Aufstieg definitiv nichts.

Wieder ins Auto gestiegen fuhren wir zum Mac-See, an dem unser Bungalow für die Nacht auf uns wartet. Der See ist wunderschön, leider ist das Baden verboten, aber da würde ich auch nicht reinspringen, wer weiß, was da unten so alles schwimmt und wächst. Wir bezogen den Bungalow, spannten das Moskitonetz über das Bett und gingen noch ein bisschen spazieren.

Um 18:30 Uhr war das Abendessen fertig, obwohl wir überhaupt keinen großen Hunger hatten. Aber es ist unhöflich, gar nicht zum Essen zu kommen. Ok, schnell geduscht, angezogen und raus. Ups, war das finster. Ähm, wo ist die Treppe? Der Lichtschalter für die Lampe? Der Weg? Basti? Der Baum, in dem Spinnen sitzen könnten? Ich sah nicht mal meine Hand vor Augen? Nichts. Zappenduster. Wir konnten nur mit dem Handy leuchten, was ja bekanntlich kein so sonderlich tolle Licht von sich gibt. Zum Glück war es zum Restaurant nicht weit, nur ca. 200 Meter. Dafür aber machte sich über uns ein wunderschöner Sternenhimmel breit. Zwar lange nicht so schön, wie von der Südhalbkugel, aber kommt schon nah ran.

Im Restaurant wurden wir bereits erwartet und bekamen so viel zum Essen serviert, dass wir leider nur die Hälfte schafften und uns noch etwas Obst und Gemüse mitnahmen. Unseren Bungalow fanden wir auf dem Rückweg ganz schnell, denn der Weg ist inzwischen manuell beleuchtet worden und auch vor den Bungalows wurden die Lichter eingeschalten.

Wir lauschten von unserem Zimmer aus durch die undichten Fenster und unter dem sicheren Moskitonetz den nächtlichen Tiergeräuschen. Grillenzirpen, das Pfeifen der Vögel, ab und zu raschelte es vor unserer Tür. Hach ist das gemütlich. Genauso hatte ich mir den Dschungel vorgestellt, jetzt dürfen wir darin sogar eine Nacht verbringen. Und dass wir einen Gecko in unserem Zimmer hatten, störte uns genauso wenige wie die Mücken im Bad, da die Fenster keine Scheiben haben und das Licht die Mücken anzieht. Die Tür gut verschlossen war es ok und am nächsten Morgen waren die Mücken weg.
weiter zum 13. Tag

Fotoalbum Cúc Phu'o'ng Nationalpark