Lappland |
2. Tag - Pyhätunturi Nationalpark (FI) |
Eigentlich hätten wir heute gegen 7:30 Uhr in Rovaniemi am Polarkreis ankommen sollen. Als ich um 7:00 Uhr aus einem guten Schlaf erwachte, meinte Basti, der Zug sei noch eine ganze Stunde in der Nacht stehen geblieben. Wir hatten keine Ahnung, wo wir gerade waren, jedenfalls nicht am Ziel. Es kamen diverse Durchsagen auf finnisch und ich rief in der Zwischenzeit erneut unsere Autovermietung an um zu sagen, dass wir später kommen und sie unser Auto nicht vergeben sollen. Danach versorgte ich uns mit heißer Schokolade und einem kleinen Gebäck aus dem überfüllten Boardbistro, vor dem sich mittlerweile ganz sicher alle Fahrgäste des Zuges versammelten. Gegen 14:00 Uhr traf der Zug endlich in Rovaniemi ein. Es wurde aber auch Zeit, nach 17 Stunden. Die Sonne schien, juhuuu! Wir erkundigten uns im Bahnhofsgebäude nach dem Weg zur Autovermietung und fanden die Straße schnell, zumindest auf dem Stadtplan. Zu Fuß war das eine andere Sache. Wir liefen erstmal in die falsche Richtung und dann fing es auch noch an zu regnen. Wieso das denn? Gerade hat doch noch die Sonne geschien. Ein wenig durchnässt kreuzten wir Straßen und als es aufhörte, bogen wir auch schon in die richtige Straße ein und fanden schnell die Avis-Station. |
Die Autoübernahme ging schnell und problemlos und wie ein wenig erhofft, wurden wir auch diesmal wieder kostenlos auf ein größeres Modell geupgraded. Oder der nette Herr hatte einfach Mitleid mit uns. Wir bekamen jedenfalls statt einen reservierten Nissan Micra einen nagelneuen Ford Focus mit gerade mal 8000 Kilometern auf dem Tacho. Sehr hübsch, na dann kann's ja losgehen. Zuerst steuerten wir den Weg in Richtung Ivalo an, ein Fernziel, wohin wir erst morgen fahren würden, aber uns heute schon den Weg weisen sollte. Nicht weit gefahren, entdeckten wir gleich einen Supermarkt, in dem wir uns für die nächsten Tage eindeckten. Denn wir sind ja Selbstversorger. Nach einem schnellen Einkauf ging unsere Autorundreise endlich los. |
6 Kilometer hinter Rovaniemi verließen wir kurz die Hauptstraße und bogen nach rechts ein in ein "Dorf", was Kinderaugen zum Glänzen bringt, das Weihnachtsmanndorf (Santa Claus Village). Dieses wiederum liegt auf 66° 32′ und somit fast genau am Polarkreis, der mit einer weißen Linie im "Dorf" gekennzeichnet ist (Foto rechts). Mittlerweile liegt der tatsächliche Polarkreis aber schon ca. 120 Meter weiter nördlich des Dorfes. Hier geht's zum virtuellen Weihnachtsmanndorf. |
Es gibt hübsche Häuschen, eine Weihnachtsausstellungen das ganze Jahr über sowie etliche Souvenirläden. Und im größten Gebäude wohnt der Weihnachtsmann :-) Denn tatsächlich, es gibt in doch! Eine Tür, vor dessen wir uns anmelden mussten, wurde geöffnet und wir durften hineintreten in die Welt des Weihnachtsmanns. |
Durch einen dunklen Raum mit knisternden Eis und brodelnden Lavasteinen blickten wir von einem Rentierschlitten auf die Erde hinab, die Sterne und der Mond leuchteten, wir zogen an einem Strick und ein großes Uhrwerk begann sich zu bewegen. Treppen nach oben führten uns ihm näher, dann durften wir hineintreten und dem Weihnachtsmann die Hand reichen. Wow ist der groß :-) Wir nahmen links und rechts neben ihm Platz und posteten für das Beweisfoto (was ich hier allerdings nicht veröffentlichen werde...). Und das ganze am 17. Juni. |
Unsere Fahrt ging weiter. Die Sonne schien wieder und wir freuten uns, auch wenn es nur 13°C warm war. Der Straße folgend bis Kemijärvi bogen wir nach Norden zum Pyhätunturi Nationalpark ab. Hier mussten wir uns zuerst eine Bleibe suchen und laut Landkarte müsste es drüben, auf der anderen Seite des Flusses, einen Campingplatz geben. Für gewöhnlich sollen sich auf allen lappländischen Campingplätzen auch Campinghütten befinden, in denen wir übernachten wollten. So fuhren wir weiter nach Pelkosenniemi und eine Schotterpiste am See zurück, doch dieser angebliche Campingplatz war nicht aufzufinden. Komisch. Also alles wieder zurück bis zur Abzweigung Pyhätunturi. Gar nicht weit gefahren, fanden wir eine schöne Campsite und fragten nach einer freien Hütte für uns, die wir auch bekamen. Somit hätten wir uns den Weg auf die andere Seite des Sees sparen können. Die Hütte war herrlich, ein richtiges kleines Häuschen, doppelstöckig, mit kleiner Küche, Kamin, einem extra Badezimmer mit Sauna, einem großen Wohnbereich und einem getrennten Schlafzimmer. Auf der oberen Etage befanden sich zwei weitere Betten. Gut, aber heute wollten wir trotzdem noch etwas unternehmen, auch wenn es mittlerweile schon 18:30 Uhr geworden ist. Wir fuhren in den Pyhätunturi Nationalpark, parkten das Auto und wanderten los auf den 540 Meter hohen gleichnamigen Berg. Auf halber Höhe suchten wir auf einer Wanderkarte den Weg zum Gipfel, doch leider führte wohl keiner der 8 Wanderwege ganz hinauf. |
Also beschlossen wir, auf dieser Höhe zu bleiben. Die Wege führen durch Wald und sind sehr gut ausgeschildert. So folgten wir dem Weg Nr. 2, der insgesamt 4,5 Kilometer lang ist. Ein sehr schöner Weg, aber auch ein bisschen unheimlich, so ganz alleine am Abend in einem finnischen Wald herumzulaufen. Die Sonne stand kurz über dem Gipfel des Berges und beschien uns sowie das weitere Land, in welches wir teilweise hinabblicken konnten. |
Der Weg zog sich über Sumpf, Moore, grüne Wiesen und unter hohen Bäumen hindurch. Es ging nach oben und nach unten, teilweise über Holzstege wegen sumpfigen Boden und teilweise durch dichten Wald, der uns an den Regenwald auf Vancouver Island erinnerte. Wir begegneten während der Wanderung weder Mensch noch Tier, nicht mal ein Vogel zwischerte. So unheimlich still. Nach einer Stunde erreichten wir den Ausgangspunkt und die Sonne stand immer noch kurz über dem Gipfel des Berges. Gegen 21:30 Uhr kamen wir am Auto an, fuhrten zurück zur Hütte, machten uns ein leckeres Abendessen und kamen schon jetzt ein wenig aus dem Tag-Wach-Rytmus heraus, denn um 23:30 Uhr war es draußen immer noch taghell. |
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