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1. Teil - Zeeland

Heute stand unsere erste Urlaubsanreise per Bahn bevor. Wir sind zuvor noch nie mit dem Zug in den Urlaub gefahren. Es gibt immer ein erstes Mal.

Unser Mietauto aus unsere vorangegangenen Urlaubswoche im Erzgebirge hatten wir bis heute behalten und die Rückgabe am Hauptbahnhof in München vereinbart. Wir hievten die Koffer zum ICE an Gleis 22. Die Türen waren noch geschlossen und wir eine halbe Stunde zu früh da.

Pünktlich um 8:55 Uhr fuhr der Zug los, meine erste längere Zugfahrt nach über 14 Jahren. Wir hielten in Nürnberg, Würzburg, Aschaffenburg, Frankfurt, Bonn, Köln und schließlich nach knapp 5 Stunden in Düsseldorf. Das Kindchen bastelte froh und munter fast die ganze Fahrt lang, er aß im Boardbistro eine belgische Waffel und bekam von uns Geschichten vorgelesen. So verlief die Fahrt recht entspannt für alle drei.

In Düsseldorf angekommen, mussten wir nicht mal den Bahnstein wechseln, denn die Regionalbahn zum Flughafen fuhr gleich am Gleis gegenüber los. Unseren Urlaubs-Mietwagen konnten wir nur am Flughafen abholen, deshalb mussten wir den Umweg nehmen.

Ein weißer Peugot 3008 mit Pilotencockpit und Vollausstattung wartete auf uns. Von Hud Up Display bis Panoramadach hatte dieses Auto irgendwie alles, was ein Auto haben kann.

Damit ging's zuerst zu einem Supermarkt um Vorräte einzukaufen. Danach stand uns noch eine knapp 3-stündige Fahrt nach Burg Haamstede bevor. Für das Kindchen war der Spaß vorbei, er hatte ab dem Supermarkt keine Lust mehr, verständlicherweise. Gegen 18:30 Uhr erreichten wir nach einer dann doch angenehmen Fahrt mit Buchlesen und Geschichtenerzählen den Vakantiepark Schouwenduin in Burg Haamstede. Wir checkten ein und bekamen Mobilhome Nummer 10, hübsch eingerichtet, mit zwei Schlafzimmern, Küche mit Komplettausrüstung, Sofa, Esstisch, Bad mit Dusche und Veranda mit Garten.

Wir luden das Auto aus und guckten uns auf dem Campingplatz etwas um. Am Spielplatz behüpfte das Kindchen das Trampolin und als es dunkel war, schlichen wir eine Abendrunde mit zwei Taschenlampen über den Platz.

Hier blieben wir einige wundervolle Tage. Weil ich die zwei Urlaubswochen nicht zu voll packen wollte, unternahmen wir ausschließlich kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung. Wir entfernten uns nie weiter als ca. 40 Kilometer von unserem Camp.

Zuerst ging's zum Leuchtturm West Schouwen (Westerlichttoren). Dort angekommen parkten wir genau davor, aber leider kann der Leuchtturm nicht besichtigt werden. Er ist in Betrieb und das Grundstück darf nicht betreten werden. Schade aber auch.

Wir spazierten zum Strand, dem Naturstrand 't Oude Vuur, und folgten dem Weg hinauf auf die Dünen, bis wir von oben auf die Nordsee blicken konnten. Auf der anderen Seite rannten wir den Dünenkamm hinunter und standen an einem tollen breiten Strand. Hier blieben wir 5 1/2 Stunden, tobten, spielten im Sand, bauten Burgen und hüpften über die Wellen..Dabei beobachteten wir, wie das Meer immer weiter zurück ging und sich immer größere Sandbänke auftaten. Wir haben Ebbe und Flut noch nie zuvor miterlebt. Schon irgendwie ein merkwürdiges Naturschauspiel.

Weil Kindchens Hose irgendwann klatschnass war (ich dachte blöderweise an alles, nur nicht an seine Badehose) und wir eine Erkältung nicht riskieren wollten, ging's am späten Nachmittag zurück zur Unterkunft. Außerdem hatte das Kindchen den Proviant für uns drei fast alleine aufgegessen und so ließ das Abendessen nicht mehr lange auf sich warten.

Nach dem Essen fuhren wir nochmal zum Strand, weil wir alle wissen wollten, wie weit das Meer denn jetzt zurückgegangen ist.

Naja, wir hatten uns die Ebbe etwas spektakulärer vorgestellt. Weiter weg, aber dem war nicht so. Schon weiter als am Nachmittag, aber nicht sooo weit.

Der nächste Tag begann sehr gemütlich mit ausschlafen und einem ausgiebigem Frühstück. Gegen 13:00 Uhr fuhren wir los zur Pannenkoekenmolen de Graanhalm. Das ist eine Windmühle, die täglich in Betrieb ist um das Mehl zu mahlen, mit dem die Pfannkuchen gemacht werden, die hier lecker verspeist werden können. Tellergroße Pannekoeken, süß und herzhaft, ökologisch hergestellt, gänzlich fett- und zuckerfrei. Butter wird mitserviert und Sirup steht auf jedem Tisch. Sehr lecker und sehr schön war es hier, mit Kinderspielplatz draußen und einer kleinen Spielecke drinnen.

Die Mühle kann von innen besichtigt werden. Das taten die Männer dann auch zusammen und kauften die Karten dafür im Souvenirshop. Als sie drinnen waren, fing die Mühle an sich zu drehen. Für's Kindchen war das natürlich total interessant. Ich wartete draußen und suchte das nächste Ziel für heute heraus.

Wir konnten uns nur schwer von hier losreißen und irgendwie war mir klar, dass wir noch einmal herkommen würden.

Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ortskern mit der Burg Haamstede fuhren wir zum nächstes Ziel. Brouwershaven, Schiffe gucken. Der Yachthafen ist klein aber fein, an dessen Ende überquerten wir die Straße und liefen eine enge Gasse hinein zum Marktplatz. Dort nach links den Kanal entlang, an dem noch mehr Boote und Yachten liegen. Heraus kamen wir wieder am Hafen.

Anschließend ging's weiter nach Renesse, weil es auf dem Weg lag und ich ursprünglich sowieso gerne den Strand gesehen hätte. Eine schöne Fahrt war das bei tief stehender Sonne, Lounchmusik und Wildenten, die über die Straße nach Westen flogen.

Ich suchte uns einen Parkplatz am östlichen Strand de Zeeuwse kust. Wir stiegen die vielen Stufen hinauf, das Kindchen voran und schnellen Schrittes als erster oben. Auf der anderen Seite ging's wieder runter und vor uns erstreckte sich ein herrlicher Sandstrand, breit, leer und insgesamt 21 Kilometer lang. Das Kindchen voll im Element rannte durch den Sand, spielte im Gras verstecken und sammelte Muscheln. Wir beobachteten Reiter vor tief stehender Sonne und Kitesurfer im Wind.

Nach einiger Zeit ging's zurück und nach dem Abendessen, als es dunkel war, drehten wir unsere allabendliche Runde mit Taschenlampe über den Platz und sahen den Leuchtturm West Schouwen in der Ferne leuchten. Kurzerhand beschlossen wir, nochmal schnell ins Auto zu steigen und uns den Leuchtturm aus der Nähe anzuschauen. War ja nicht weit. Davor gestanden sah es ganz anders aus als aus der Ferne, sehr spektakulär.

Insgesamt war es heute ein sehr schöner und ereignisreicher Tag mit aktiver Windmühle und aktivem Leuchtturm. Erst nach 23:30 Uhr gingen wir zusammen ins Bett.

Unsere ursprünglich ausgesuchte Ausflugsrunde für den nächsten Tag bestand aus einer knapp 100 Kilometer langen Stecke über Vrouwenpolder, Domburg, Oost- und Westkapelle, Vlissingen, Middelburg und zurück nach Burgh Haamstede. Der Strand von Vrouwenpolder schien mir deshalb so interessant, weil der bei Surfer und Kitesurfer sehr beliebt sein soll. Wir parkten auf dem großen Parkplatz und wollten nur mal über den Damm gucken, wie viele Surfer unterwegs waren.

Daraus wurden 4 Stunden Strandspaß, ohne viele Surfer, dafür mit nassen Hosen vom Wellenhüpfen und ausgiebigem Bespielen der zwei tollen Strandspielplätze. Der feine Sandstrand fasst eine Breite von mehreren Hundert Metern. Der schönste Familienstrand, den ich je gesehen habe. Ein Spielplatz bestehet aus Piratenboot mit Zubehör und einer aus Leuchtturm mit Rutsche und Klettergerüsten. Es gibt ein Restaurant mit Snacks to take away. Nicht verwunderlich, dass man hier Stunden zubringen kann, auch wenn man sich nicht mit Decke in die Sonne knallt.

Erst gegen 16:30 Uhr fuhren wir weiter, Kindchens Hose war inzwischen in der Sonne getrocknet. In Domburg aßen wir Eis und fuhren weiter nach Westkapelle, um den dortigen Leuchtturm zu besichtigen. Der steht auch gleich unübersehbar neben der Straße und über eine kleine Nebenstraße gelangten wir direkt hin. Hier endete dann aus Zeitgründen die Ausflugsrunde, aber für uns war das nicht weiter schlimm, wir hatten einen tollen Tag heute, besonders am Strand von Vrouwenpolder und zurück nach Burgh Haamstede ging's locker lässig mit Lounchmusik.

Am Abend schauten wir uns noch die Minigolfanlage gegenüber unseres Camps an. Als es dunkel war, ging's auf abendliche Nachtrunde.

Die erste Aktion gleich nach dem Frühstück am nächsten Tag war also eine Runde Minigolf spielen. Das Kindchen stellte sich gar nicht so schlecht an und weil er mir schon seit zwei Tagen auch mal die Pannenkoekenmolen von innen zeigen wollte, fuhren wir gegen 13:00 Uhr noch einmal dorthin. Wusste ich's doch.

Dort erklärte er mir begeisternd, was er vor zwei Tagen gelernt hatte. Glücklicherweise begann die Mühle sich zu drehen und alle möglichen Räder und Bänder drehten sich mit. Wieder draußen kauften wir im Shop Mehl und Müsli, gemahlen in der Mühle und fuhren später ins Ortszentrum um einen Drachen zu kaufen. Den fanden wir im selben Tourishop von vor zwei Tagen.

Am Nachmittag wollten wir alle drei nochmal zum Strand, weil die Strände Zeelands einfach so schön sind und weil wir nur noch heute hier sein werden. Am Strand probierten wir den Drachen aus, der super flog, trotz wenig Wind. Das Kindchen und ich hüpften Wellen, bauten eine kleine Sandburg, fanden ein Krebsskelett und spazierten über die Dünen. Ein rundum toller Abend am Strand, an dem schöne Fotos entstanden sind. Mein Mamaherz ging auf bei einem Hand-in-Hand-Mama-Sohn-Spaziergang am Wasser bei tief stehender Sonne.

Zurück im Camp holten wir uns zwei Pizzen von nebenan und verspeisten sie genüsslich im Halbdunkel bei Grillenzirpen auf der Veranda. Danach fuhren wir zum Leuchtturm, weil das Kindchen gerne nochmal sehen wollte, wie er da so hell leuchtet und das Licht sich dreht. So war auch dieser Tag ein sehr ruhiger, etwas planloser, aber wunderschöner Tag ohne große Action, sondern einfach nur Urlaub, wie ihn Mamas und Papas von Zeit zu Zeit brauchen.

Ihr seht, ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus, Zeeland ist einfach soooo herrlich schön, nicht nur für Familien. Ein so schönes Fleckchen Erde in so erreichbarer Nähe.

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