Home

Europa
Amerika
Afrika
Asien
Kurzreisen
Ausfluege
Fotogalerie

Coastline-Raodtrip
Mit dem Auto von München nach Griechenland
August - September 2022


Montenegro - Bucht von Kotor, Lovćen N.P., Bar

Wir erreichten die Grenze und mit ihr stellte sich bei mir ein mulmiges Gefühl. Wir verließen die EU und bereisten nun die zwei ärmsten Länder Europas, nach BIH. Ich muss ganz ehrlich sagen, als wir noch zu zweit reisten, ohne Kind, reiste es sich befreiter. Doch jetzt tragen wir zusätzlich die volle Verantwortung für ein Kind, das hier vielleicht nicht gerade krank werden sollte.

An der Grenze bekamen wir einen Stempel in unsere Reisepässe und die Fahrzeugpapiere wollte man sowohl bei der Ausreise aus Kroatien als auch bei der Einreise nach Montenegro sehen. So kam sogar der internationale Zulassungsschein zum Einsatz, zumindest bei der Ausreise aus Kroatien. Der montenegrinische Grenzbeamte wollte die Deutschen Papiere sehen und ich geriet leicht ins schwitzen, weil ich nicht wusste, wo ich die hingeräumt hatte. Ein Blick ins Handschuhfach, wo auch noch ein Laptop drinnen lag, fand ich die Papiere. Merke: Beides gehört NICHT ins Handschuhfach...

Da waren wir nun, in Montenegro, ein für uns neues Land und wir voller Neugier, was es für uns bereit hielt.

Im Grenzgebiet gefiel es uns schonmal gar nicht. Es machte den Eindruck wie das Grenzgebiet von Tschechien vor 20 Jahren (da wir mehrmals im Jahr die Abkürzung durch Tschechien nehmen, um die Verwandschaft zu besuchen, weiß ich, wie es vor 20 Jahren dort aussah im Vergleich zu heute). Kurz hinter dem Grenzübergang musste ich direkt zwei Vollbremsungen hinlegen. Die erste, als uns am Grenzstau der gegenüberliegenden, ausreisenden, Seite ein Kroate auf meiner Spur mit Lichthupe entgegen kam. Man beachte hier, dass der Grenzstau von Montenegro nach Kroatien (und somit in die EU) abartig lang war und wohl auch täglich so lang ist, wie wir später erfuhren. Die Leute standen sicherlich drei Stunden, wenn nicht noch länger. Bei der zweiten Vollbremsung im nächsten Ort fuhr ein Lieferwagen quer über die Kreuzung ohne nach rechts und links zu schauen und ich wäre ihm fast in die Seite gerauscht. So standen wir plötzlich selbst quer auf der Kreuzung und die beiden Fußgängerinnen erschraken ebenfalls.

Erster Eindruck von Montenegro, was wir demnach nach wenigen Minuten im Land merkten: Autofahren hier ist nicht witzig.

Die weitere Fahrt gefiel mir nicht. Aufgrund des Regens wurde es dunkel. So kann sich kein Land der Welt von seiner schönen Seite zeigen. Doch sobald wir die Bucht von Kotor erreichten, veränderte sich die Landschaft und das hässliche Grenzgebiet verschwand. Der Himmel war immer noch bewölkt und es tröpfelte hier und da. Weil es im ganzen Land keine einzige Autobahn gibt und die Bucht komplett umfahren werden muss um auf die andere Seite zu gelangen, dauerte unsere Fahrt nochmal 50 Minuten bis zu unserem AirBnB in Kotor. Dass das Kindchen diese lange Fahrerei so mitgemacht hat, ist selbst im Nachhinein wirklich bemerkenswert. Das hätte ich nicht gedacht. Zum Glück hatten wir viele neue Hörspiele mitgenommen, die er noch nicht kannte und die er sich hoch und runter anhörten konnte.

Endlich in Kotor angekommen, schlichen wir die Uferpromenade entlang und erreichten hinter dem nächsten Kreisverkehr und mit Hilfe des Navis unser Apartment Alex (wieder ein Apartment, das Alex heißt). Achtung: In Montenegro gibt es kein Roaming, da noch nicht in der EU. Wir hatten vorher Offline-Karten heruntergeladen, die wunderbar funktionierten, aber keine Echtzeitdaten angeben können.

Dann erstmal ein mittelgroßer Schock, denn von der Straße aus sah das Haus, an dem "Alex Apartment" steht, alles andere als einladend aus. Zerfallen, verwuchert und mit geschlossenen Fensterläden. Wir fuhren in den Hof, in dem wir parken konnten, als einzige Ausländer.

Dort wurden wir von Alex' Frau mit Baby auf dem Arm freundlich begrüßt. Alex selbst stand im Grenzstau von Kroatien nach Montenegro. Genau da, wo wir zweimal 20 Minuten standen, stand er kurz hinter uns 2,5 Stunden. Wahnsinn, da hatten wir Glück.

Jedenfalls betraten wir nach einen kurzen netten Smaltalk unser Apartment und was soll ich sagen? Der absolute Hammer. Sowas erwartet man nicht, wenn man von der Straße in den Hof schaut. Ein absolutes Rundum-Wohlfühl-Paket erwartete uns hier, stimmig und freundlich eingerichtet, komplette Küche mit Waschmaschine, zwei Bäder, ein separater Schlafraum, großes Wohnzimmer, Karten- und Reisematerial, WLAN. Mega! Wir konnten endlich auch mal unsere Klamotten waschen ;)

Wir ließen uns kurz den Weg zum Supermarkt erklären, fanden diesen am Kreisverkehr und kauften dort unter anderem 1 kg Tomaten für 1,30 €. In Montenegro ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel.

Daraus bereiteten wir unseren Tomatensalat für das Abendessen vor und danach chillten wir auf dem Sofa und schauten über WLAN Legomasters an.

Lovćen Nationalpark

Heute schliefen wir bis 9:00 Uhr aus und ließen den Tag gemütlich angehen. Nach dem Frühstück luden wir Rucksack und Wasser ins Auto und starteten in den Lovćen Nationalpark. Ab Kotor sind es 35 Kilometer bis zum Njegoš-Mausoleum auf dem Gipfel des Jezerski Vrh und die Fahrtzeit wurde mit 1 Stunde angegeben. Die Straße geht mit 32 Serpentinen hinauf auf 1565 Meter und zählt wegen der fantastischen Aussicht zu eine der landschaftlich schönsten Straßen der Welt. Allerdings hat sie es in sich und es passen nicht immer zwei Autos nebeneinander. Gerade dann, wenn es an der Seite steil abwärts geht.

Die Montenegriner fahren auch hier ziemlich rasant und scheinen es dabei ständig eilig zu haben. Auch Radfahrer kamen uns entgegengeschossen, teilweise schneller als Autos.

An jeder Serpentine sah die Aussicht ein bisschen anders aus und an einigen davon gibt es kleine Haltebuchten. An einer Bucht entdeckten wir eine Riesenheuschrecke. Zu dem Zeitpunkt war ich mir nicht sicher, ob ich sie faszinierend oder erschreckend finden sollte. Auch das Kindchen traute sich nicht so richtig ran und ich war froh um meinen Kamerazoom, um sie fotografieren zu können.

In einer Senke mussten wir 2,00 € pro Person Eintritt in den Nationalpark bezahlen, dahinter ging es die letzten Meter hinauf.

Oben angekommen gibt es zwar rechterhand einen Parkplatz, doch an dem fuhren wir vorbei und parkten am Straßenrand weiter oben hinter den anderen Autos. Von da aus liefen wir keine 10 Minuten bis ganz nach oben. Zur Belohnung gab es eine (fast) Rundumaussicht über das Land und zur Freude des Kindchens eine Eisdiele. Hinter dem Café führen Treppen weiter hinauf zum Njegoš-Mausoleum und dem Panorama-Aussichtspunkt. Dafür mussten wir allerdings noch einmal zahlen, 5,00 € pro Erwachsene, das Kindchen kam kulanterweise gratis rein, obwohl Kinder auch 2,50 € zahlen müssten.

Wir stiegen 461 Stufen durch den Tunnel hinauf zum Mausoleum.

Dahinter führt der Weg nach draußen und gleichzeitig zum Aussichtspunkt. Leider verdeckten einige Wolken die Berggipfel samt Aussicht, was aber auch schöne Fotomotive bot. Zur anderen Seite war alles frei.

Monte Negro, schwarzer Berg, macht hier dem Namen alle Ehre, so wie die Wolken schwarze Schatten verursachten.

Wir schauten uns das Mausoleum mit seinen zwei beeindruckenden Skulpturen noch ein bisschen genauer an. Die Geschichte hierzu ist etwas außergewöhnlich. Die Lage wurde vom Dichterfürsten Petar II. höchstpersönlich als seine letzte Ruhestätte ausgewählte. Dieser Fürstbischof trug zu einer massiven Modernisierung des Landes bei und führte unter anderem das Schulsystem in Montenegro ein. Der Visionär ließ sich auf dem zweithöchsten Gipfel des Nationalparks beisetzen, in imposanter Lage. Wer die Stufen hinab findet, kann noch das besagte Grab besichtigen.

Ingesamt waren im Vergleich zu den Sehenswürdigkeiten in Kroatien weniger Besucher zugegen, was wir als sehr angenehm empfanden, denn wir mussten uns nicht durchdrängen oder einen Platz beim Aussichtspunkt erhaschen. Wirklich schön hier oben, wir wollten gar nicht mehr weg.

Auf dem Rückweg gab's noch ein zweites Eis für's Kindchen und einen Cappuchino für mich. Auf dem Weg zum Auto fing es an zu regnen, das hatten wir gut getimed. Sobald wir aber ein paar wenige Kilometer den Berg hinabfuhren, verflüchtigte sich der Regen und die Wolken machten der Sonne Platz.

Kindchen schlief ein und wachte völlig erschöpft auf, als wir bereits an der Unterkunft ankamen. Ganz blass im Gesicht machte ich mir gleich Sorgen. Er bekam eine Nudelsuppe zum Abendessen und so langsam wurde er wieder fitter.

So konnten wir anschließend noch einkaufen gehen. Denn morgen ist Sonntag. Die Geschäfte sind Montag bis Samstag teilweise bis 0:00 Uhr geöffnet, aber am Sonntag natürlich geschlossen.

Wir hatten noch Zeit, unsere Wäsche und Handtücher zu waschen, als unser Vermieter, der direkt nebenan wohnt, klingelte und uns erzählte, das 21:00 Uhr ein Fest am Hafen stattfindet mit anschließendem Feuerwerk.

Also machten wir uns zusammen mit gefühlt allen anderen Einwohnern Kotors auf den Weg zur Uferpromenade, wo mit montenegrinischer Volksmusik selbstgebaute Boote über das Wasser gezogen wurden. Es kamen unter anderem ein Schloss, ein Aquarium, eine Qualle, ein großes Papierboot und viele weitere tolle Ideen vorbeigefahren. Wir fanden heraus, dass der Besitzer des schönsten Bootes 4.000,00 € gewinnt.

Bis zum Feuerwerk wollten wir allerdings nicht warten und würden dieses auch noch von der Unterkunft aus sehen. Die Polizei regelte den Verkehr am Zebrastreifen, denn bei dieser rasanten Fahrweise bleiben nicht immer alle Autofahrer an Zebrastreifen stehen.

Zurück in der Unterkunften spielte ich mit dem Kindchen, als es draußen plötzlich einen lauten Knall gab und das Feuerwerk begann. Nur einmal aus dem Apartment getreten und zur Straße vorgelaufen, konnten wir es in seiner vollen Pracht sehen. Die Raketen schossen gen Himmel und die Lichter regneten hell leuchtend wieder herab.

Dann, 23:00 Uhr, habe ich spontan unsere Route geändert. Ursprünglich standen zwei Tage Montenegro und vier Tage Albanien auf dem Plan und ich habe das kurzerhand getauscht. Ich hatte keiner Lust, jetzt schon das Land wieder zu verlassen. Es fühlte sich unentspannt an, wenn ich daran dachte.

Montenegro ist uns tatsächlich äußerst sympatisch und hat eine wahre Bilderbuchlandschaft zu bieten. Ich wollte Albanien nur noch zur Durchreise nutzen. Schade, wenn man begrenzte Urlaubszeit zur Verfügung hat.

Also buchte ich zwei Nächte in Bar und stornierte bis Mitternacht kostenlos die ersten zwei Nächte in Albanien. Somit hätten wir zwar einen Fahrtag von 4 Stunden, aber es ist ja nicht so, dass wir solche Fahrzeiten nicht gewohnt wären. Immerhin fahren wir daheim zu den Großeltern auch 4 Stunden oder länger und das mehrmals im Jahr.

Kotor

Am nächsten Morgen standen wir mit einem bewölkten Himmel auf. Nach unserem gemütlich Frühstück zog dann auch noch ein Gewitter auf und Blitze schlugen in die gegenüberliegenden Berge. Lautes Donnergrollen folgte und wir schauten dem Wettergeschehen am offenen Fenster zu. Nur gut, dass wir gestern schon auf dem Berg waren, denn heute hätten wir gar keine Aussicht gehabt. Wir spielten und vergaßen die Zeit. Es gesellte sich auch noch der Kater des Vermieters zu uns, der es sich im Koffer bequem machte.

Am Nachmittag zogen die Wolken von Dannen und wir machten uns auf zu einem Spaziergang. Stadt oder Strand war die Frage und gut, dass wir uns für die Stadt entschieden. Denn sobald wir in das Stadttor traten, tat sich eine unvergleichbar schöne Altstadt innerhalb der Mauern auf, aber nicht, ohne mir zuvor auf dem Wochenmarkt eingelegte Oliven für heute Abend gekauft zu haben. Weil das Kindchen die auch so gerne mag, befürchtete ich, dass die Oliven alle weggefuttert sind noch bevor wir später wieder im Apartment ankamen. Dem war nicht ganz so, nur halb.

Wir durchliefen die Gassen und während die Männer quatschten, bummelte ich mit der Kamera hinterher, denn an jeder Ecke gab es etwas fotogenes zu entdecken. Wegen der vielen Katzen gibt es auch entsprechende Souveniere und Cafés. Den Tieren wurde sogar ein eigenes Museum gewidmet. Die weitgehend intakte Befestigungsanlage und die prächtige Altstadt im venezianischen Stil sicherten Kotor den Status als UNESCO-Weltkulturerbestätte.

Der Aufstieg auf die Befestigungsanlage hätte 8,00 € pro Person gekostet, das sparten wir uns aber, da wir Kotor samt Bucht gestern schon von oben gesehen hatten.

Stattdessen kehrten wir in eins der unzähligen Restaurants ein und teilen uns Pizza und Tomatensuppe. So eine schöne und liebevoll gestaltete Altstadt haben wir bisher selten gesehen und von der Straße aus vermutet man diese auch nicht hinter den Mauern.

Anschließend ging's noch kurz rüber zum Hafen, wo gerade ein Kreuzfahrtschiff ablegte. Krass, dass sich diese riesigen Schiffe in diese kleine Bucht zwängen, wo gestern noch das Bootsfest stattfand. Ob das immer so sein muss?

Im übrigen war die Altstadt trotz Kreuzfahrttouristen nicht voll. Man könnte vielmehr meinen, die Touristen blieben auf dem Schiff, weil es in Kotor nichts zu sehen gibt.

Wieder zog ein Gewitter auf und wir traten den Rückweg an. Am Abend mussten wir Koffer und Auto packen, nach diesem äußerst gemütlichen, autofreien Urlaubstag, der nach knapp 1700 Kilometern gerade recht kam. Aber eigentlich wollten wir hier nicht weg.

Um 21:30 Uhr klingelte wieder unser Vermieter an der Tür und erzählte, dass drüben auf dem Fußballfeld gerade ein Spiel stattfindet und es vielleicht für's Kind interessant sein könnte (er hatte gesehen, wie meine Männer im Hof Fußball spielten).

So kam es, dass wir eine dunkle Gasse später mit unserem Gastgeber als Zuschauer zwischen vielen Leuten am Fußballfeld saßen. Es spielte die heimische Mannschaft Kotor gegen den Nachbarort und das sah sehr professionell aus.

Bar

Abfahrt heute und raus aus unserem schönen Apartment. Wir wollten nicht.

Aber hilft ja nichts, Bar wartete auf uns und wir auf Bar und so ging's los auf Küstentor, die kilometermäßig gar nicht lang war. Den erste Fotostop machten wir am Fort Mogren, was ich auf Google Maps fand. Eine alte Burgruine, von denen es hier unzählige gibt. Die Aussicht ist wunderschön und wir blickten tief hinab auf türkisklares Wasser.

Das Kindchen wollte Verstecken spielen, also spielten wir an der alten Burgruine Verstecken. Das würde ich mit einem kleineren Kind jetzt nicht machen, Gruselfaktor und so, aber mit 10 ist das anscheinend spannend.

15 Minuten später erreichten wir Stevi Stefan, eine Insel mit einem ehemals kleinen Fischerdorf, die aber nach dem Ende Jugoslawiens an eine internationale Hotelkette verpachtet wurde. Seither ist es ein Luxus-Resort und darf nur von den Hotelgästen betreten werden.

So viel zum Thema, arm und reicht klafft immer weiter auseinander. Selbst in so armen Ländern wie Montenegro.

10 Kilometer weiter erreichten wir den Ort Padrova und mit ihm einen schönen kleinen Strand. Hier wäre ein Badestop nett gewesen, aber leider war der Strand zu voll und das Kindchen etwas hitzegeplagt und müde.

Daher fuhren wir weiter zu unserem heutigen Endziel, dem Ort Bar und suchten unser gebuchtes Apartment "Suster".

Die richtige Straße fanden wir auch das richtige Haus. Aber es stand weder eine Hausnummer dran noch ein Schild, worauf auf das Apartment aufmerksam gemacht wird. Selbst eine Klingel gab es nicht. Dreimal in den Garten gelaufen, stand irgendwann eine Frau auf einem Balkon und rief zu uns hinunter. Wenig später stand sie vor uns und zeigte uns das Zimmer.

Es lag ebenerdig, ein Zimmer in einem kleinen Minihäuschen, welches nur aus dem Zimmer mit Veranda bestand. Eigentlich ganz nett, dennoch diesmal nicht ganz so ein Volltreffer. Die spontane Umbuchung musste eben schnell, da hatte ich nicht tagelang Zeit, etwas Schöneres zu suchen. Die Küche ist miniklein, es hatte nur eine halbe Person darin Platz. Das Bett aufgrund Schaumstoffmatratze extrem weich und der Tisch für 3 Personen viel zu klein, weshalb wir auf der Veranda essen mussten, obwohl der Tisch draußen auch nicht größer ist. Immerhin gab es draußen drei Sitzplätze.

Wir chillten erstmal etwas und am Nachmittag rafften wir uns nochmal zu einem Spaziergang auf. Wenn man einmal eingechillt ist... Ihr kennt das, oder?

Also nahmen wir direkten Kurs auf die Kathedrale St. Johann Vladimir, die ich wegen seinen goldenen Dächern schon aus der Ferne gesehen hatte. Auf mich wirkte die Kathedrale wie eine Mischung aus einer orientalischen Moschee und einer Kirche. Der Eintritt ist kostenfrei. Außen weiß und innen bunt.

Als wir eintraten, fühlte ich mich direkt beobachtet von den unendlich vielen Gesichtern der Heiligen. Der Legende nach gibt es hierzu auch die vermutlich schönste Liebesgeschichte des Landes.

Als wir die Kathedrale wieder verlassen wollten, beoachtete ich, wie die Montenegriner rückwärts aus der Kathedrale traten und taten es ihnen gleich. Womöglich, um den Heiligen nicht den Rücken zu kehren. Gesehen habe ich das in anderen Ländern bisher nicht.

Wir spazierten weiter zur Strandpromenade, also einmal über die Straße und durch den kleinen Pinienwald, schon standen wir am Meer.

Palmen taten sich auf, Eisdielen und Cafés und auch, wenn der Gesamtüberblick über die "Promenade" nicht so einladend aussieht, wie man es eben von Strandpromenaden kennt, sind es die vielen kleinen Details, die diese Promenade so liebenswert machen.

Schaukeln am Strand, Beachbars mit netter Musik, Eis und Crepes, nette Schilder. Die Restaurants sind äußerst günstig, Hühnchen in Weißweinsoße ging für 8,00 € her, Crepes für 1,50 €, eine Eiskugel für 1,20 € oder eine Bootstour über 3 Stunden für 15,00 €.

Baden ist aber wegen des Mülls im Wasser und teilweise auf den Steinen nicht so einladend, zumindest teilweise. Schade aber auch.

Wir spazierten den gesamten Strand ab und drehten am Ende wieder um. Auf dem Rückweg ins Apartment ging's noch kurz in den Supermarkt, der uns zufällig über den Weg lief.

Zurück in der Unterkunft bereiten wir unser Abendessen vor und aßen gemütlich auf der Veranda unter Lichterketten und Grillenzirpen. Katzen wuselten herum und Kinder spielten drüben im Garten. Eine echt nette Atmosphäre und obwohl diese Unterkunft anfangs nicht so wohlig auf uns wirkte, entpuppte sich der Garten als doch recht gemütlich. Wir holten sogar noch ein kleines Würfelspiel hervor, während das Kindchen mit der Katze spielte und so vergaßen wir dann doch noch die Zeit.

Badetage in Bar

Irgendwie ist dieser Raodtrip anders als andere.

Womöglich liegt es an der Länderauswahl. Montenegro und Albanien zählen zu den ärmsten Ländern in Europa und ein bisschen mulmig war mir schon bei dem Gedanken, dass das Kindchen krank werden könnte und wir einen Kinderarzt benötigen würden. Diesen difusen Hintergedanken gab es in den schwedischen Wäldern nicht einmal und dort waren wir 3 Monate wirklich alleine, während wir hier immer Leute um uns herum haben. Dennoch, eine längere Reise mit Kind ist einfach wunderschön und ein unvergleichliches Abenteuer, trotz der mitschwingenden Bedenken um das Wohlergehen.

Aber wenn er morgens aufwacht und fragt, ob es heute schon nach Hause geht und nach meinem "nein" sich friedlich lächelnd wieder aufs Kissen fallen lässt, sagt mir meine innere Stimme, dass wir alles richtig gemacht haben.

Ich bekam Ohrenschmerzen und das linke Ohr machte dicht. Das passiert manchmal, wenn Wasser ins Ohr kommt und das ist dann immer äußerst unangenehm und ich höre schlecht.

Ursprünglich wollten wir heute an den Miami Beach in Ulcinj, aber nachdem wir ins Auto stiegen, machte das Kindchen laut und panisch klar, dass er heute nicht Autofahren möchte. Ihm waren die Autos heute früh bei unserem Morgenspaziergang schon zu laut. Reisen mit einem gefühlsstarken Kind ist eben nicht immer einfach und ich finde, dass man auf die Kleinsten die größte Rücksicht nehmen sollte. Wir Erwachsenen können schon auch mal zurückstecken und lieber die Bedürfnisse unserer Kinder ernst nehmen.

Dann fahren wir eben nicht nach Ulcinj zum Baden, sondern gehen hier in Bar an den Strand. Ganz ohne Auto, denn das Bedürfnis nach Ruhe und frei von stickiger Hitze im Auto war heute wichtiger zusammen mit meinem Bedürfnis, mein Ohr wieder frei zu kriegen.

So spazierten wir beide erstmal zum Supermarkt, um Klebeband für unsere zerrissene Strandtasche zu kaufen. Währenddessen bedankte er sich bei mir, dass ich sein Bedürfnis verstanden habe. Natürlich habe ich das und auch vollstes Verständnis dafür.

Im Supermarkt erstanden wir Paketklebeband für einen ganzen Euro und zufällig erblickte ich nebenan auch noch eine Apotheke. Die Apothekerin sprach perfekt Englisch und verstand sofort, was ich brauchte, obwohl ich mich überhaupt nicht gut ausdrücken konnte mit dem, was ich von ihr wollte.

Zurück in der Unterkunft verarztete ich zuerst mein Ohr mit dem Spray und dann spazierten wir zum Strand und machten uns dort einen äußerst gemütlichen, chilligen Tag in einer der Schaukeln, auf den Liegen, beim Wellenreiten, Crepe essen und ganz viel Sonne.

Am Abend mussten wir noch unser Apartment bezahlen und suchten dafür die Besitzerin auf. Außerdem mussten wir das Auto umparken. Denn die Einfahrt stand voll mit sechs Autos ohne Zwischenräume. Wir wollten morgen früh zeitig los und unser Auto stand genau in der Mitte. Also hießt es, den Fahrer des Autos aus BIH ausfindig zu machen, was nicht lange dauerte. Wir tauschten die Parkplätze und so hatten wir morgen früh freie Ausfahrt.

Ich wollte keine Taschen packen, sondern hier bleiben. Ich hatte keine Lust, abzureisen. Das ist der Nachteil an Rundreisen mit fest gebuchten Unterkünften. Aber jedes Mal ohne Bleibe drauflos zu fahren, ist auch nicht meins. Das fordert tagsüber zu viel Zeit, die uns dann verloren geht und es bedeutet auch immer ein bisschen Stress und Nerven zu lassen und das will ich nicht mehr. Nun würden wir nach Albanien weiterreisen und trotz meiner oben erwähnten kleineren Anspannung war ich schon auch neugierig, was in Albanien auf uns wartete. Ich kann's ja dann doch nicht lassen. Zumindest kann ich nun aus Erfahrung sagen, dass Reisen mit Kind(er) nicht so unbeschwert ist, als wenn man nur auf sich selbst aufpassen muss.

Fotoalbum Montenegro

Weiter geht's nach Albanien

.