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Meran
Mädelsauszeit, Juni 2024

Eigentlich wollten wir in die Schweiz, meine Freundin und ich. Doch ein paar wenige Wochen vor Abreise buchte sie spontan um und eröffnete mir ihre neuen Pläne, dass wir uns die Trauttmansdorffer Gärten in Meran anschauen. Joa, warum nicht? Dann also keine Schweiz. Ich bin ja flexibel.

Auch wenn ich schon zweimal in Meran gewesen und kein großer Fan davon bin, mehrmals am selben Ort Urlaub zu machen, ging es hier mehr um unsere viertägige Mädelsauszeit als um den Ort. Also los.

Treffpunkt sollte in der U-Bahn sein, ich wollte den ersten Wagon besetzen, damit wir uns gleich finden, wenn sie eine Station später zusteigt. Aber so weit kam es gar nicht. Denn an meiner Haltestelle (End- und Anfangsstation) gab es just in diesem Moment einen Feuerwehreinsatz. Klar auch. Warum eigentlich jetzt und nicht eine viertel Stunde später? Ist ja nicht so, dass vorhin zu Hause mein Koffer kaputt gegangen ist und ich ihn nun nicht mehr ziehen kann, sondern tragen muss.

Neuer Treffpunkt also Busbahnhof, um dort die Tram zu nehmen und in die nächste U-Bahn zu sprinten, als diese schon ihre Türen schloss. Puh. Am Bahnhof schnell etwas Essbares organisiert und auf zum Zug, der pünktlich auf die Minute losfuhr. ÖBB und so ;-) Die Wagons älter als wir zwei zusammen zuckelten wir los, verspäteten uns und verpassten in Bozen den Anschlusszug.

In Meran endlich angekommen, ging die Suche los nach dem Bus Nr. 4, der uns zum Hotel fahren sollte. Dass wir die Nr. 4 nehmen müssen, verriet uns Google Maps. Es gibt zwei größere Bushaltestellen am Meraner Bahnhof, die meisten Busse haben dreistellige Nummern, der weiße Bus Nr. 4 verkehrt zum Schloss Trauttmansdorff und direkt an unserem Hotel Schönbrunn vorbei. Der Busfahrer sprach nur italienisch mit uns als wir eine Fahrkarte kaufen wollten. Irgendwas mit cinque. Keine Ahnung. Eine Dame erklärte uns, dass wir in der Halle eine Fahrkarte kaufen müssen und der Bus in fünf Minuten abfährt. Och nöööö. „Aber da gibt es so eine Appp, für das Händy, Südtirol Mobil, Ihr jungen Leute wisst doch sicher, wie das geht.“ Horhor, jung!! Was hab ich gelacht ;) Trotzdem, vielen Dank. App geladen, Fahrkarten gekauft, Happy End.

Doch als während der Fahrt eine ältere füllige Dame sich von ihrem Platz erhob, ihr Sitz dabei automatisch einklappte und sie beim wieder hinsetzen mit dem Hosenboden auf ihrer Milchpackung landete, war der Spaß gleich wieder vorbei. Ich half der Dame wieder auf die Beine, (die war aber auch schwer…), während sich die Milch auf dem Fußboden des Busses ergoss. Ich gab der Dame ein paar feuchte Tücher und sie stieg dann an der nächsten Haltestelle aus, während uns die andere Dame erklärte, wie wir nun zu unserem Hotel laufen müssten. Was für eine Anreise. Es konnte nur besser werden.

Eingecheckt und kurz frisch gemacht ging es auch gleich wieder los. Nach so lange sitzen, brauchten wir Bewegung. Dem Winkelweg (wo sich unser Hotel befand) folgten wir bis zum Fluß und damit auf die Sommerpromenade. Nach links und über die Postbrücke auf die Winterpromenade steuerten wir das erstbeste Café und mussten unseren leckeren Kuchen auch noch mit ziemlich aufdringlichen Spatzen teilen. Also wirklich mal.

Während wir so durch die Gassen spazierten und uns diese hübsche kleine Altstadt anschauten, fragte ich mich ernsthaft, was ich eigentlich bei meinen letzten zwei Besuchen hier gemacht habe. Ich kann mich an nichts außer dem Fluss erinnern. Der erste Besuch ist schon ein paar Jahrzehnte her und beim zweiten mit Kindchen haben wir hier nur ein Eis gegessen.

Mir gefiel diese kleine Altstadt, wir besichtigten das alte Stadttour und die Kirche St. Nikolaus, spazierten die Laubengasse entlang und ich vernahm aus dem Augenwinkel einen Sessellift.

„Oh, schau‘ mal.“ rief ich meiner Freundin zu und keine zwei Minuten später fanden wir uns auf den Einzelplätzen des Sesselliftes wieder, hinauf auf den Monte Benedetto. 18:00 Uhr, letzte Fahrt, wir waren die einzigen. Timing!

Oben angekommen, wurde der Betrieb des Sessellifts für heute auch schon eingestellt. Na schön, dass Ihr uns zumindest noch bis hinauf gefahren habt. Hier oben führt der Tappeiner Weg nach Dorf Tirol, das merkten wir uns mal, man kann ja nie wissen. Aber für heute ging es den Berg erstmal wieder abwärts, mit Landschaft gucken, fotografieren, stehenbleiben, weiterlaufen, stehenbleiben, ganz ohne „Wann sind wir daahaaa? Ich hab‘ keine Lust mehr! Ooor, müssen wir ständig stehen bleiben?“

Am Abend suchten wir ein Restaurant auf, welches meine Freundin empfohlen bekam. Es heißt Hellweger's Pizzeria & Restaurant und befindet sich in einem hübschen Innenhof. Die Preise sind gesalzen, aber wie ich die Tage noch bemerkte, war dieses Preisniveau normal.

2. Tag

Nach einem ausgiebigen Hotelfrühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu den Trauttmansdorffer Gärten. Unser Hotel lag in dessen fußläufiger Nähe, so brauchten wir nur einmal die Straße runterlaufen und waren schon da.

Es heißt, man solle einen ganzen Tag Zeit mitbringen für die 80 verschiedenen Biotope auf 12 Hektar und dem 7 Kilometer langen Wegenetz in dem „schönsten Garten Italiens“ und „internationalen Garten des Jahres 2013“, ausgezeichnet mit dem europäischen Award für ökologisches Gärtnern 2021. Wir waren gespannt.

Der Übersichsplan ist schonmal ganz praktisch, steuerten wir doch zuerst das Palmencafé an, da ich einen Kaffee brauchte. Im Hotel gibt es leider nur Filterkaffee, den ich leider nicht vertrage. Im Lotosteich schwimmen unzählige japanische Koi-Karpfen, die Lieblingsfische meiner Freundin und so blieben wir hier eine Weile und beobachteten einfach nur.

Die Gärten sind in vier Farben unterteilt und entsprechend farbig mit Wegweisern gekennzeichnet.

Der blaue Bereich, wo sich auch Palmencafé und Teich befinden, sind die "Wasser- und Terrassengärten", der rote Bereich nebenan die "Landschaften Südtirols", den wir nun ausgiebig abspazierten.

Das Hightlight hier ist die botanische Unterwelt. Eine dunkle geheimnisvolle Höhle, die von außen nicht Preis gibt, was sie im Inneren verborgen hält.

Vor der Höhle wartete eine kleine Reisegruppe aus Minnesota, die nächste Führung durch die Höhle fand in englisch statt und weil die Gruppe so nett war, schlossen wir uns denen kurzerhand an. Nach einem Talk ging's los, Höhle für Höhle durchliefen wir eine ausgesprochen lehrreiche und äußerst beeindruckende Unterwelt mit dramatischen Szenen, Musik, Lichter und 4-D-Effekten.

Weiter ging's zum Matteo Thun'scher Gucker (also Namen gibt's...). Das ist eine Aussichtsplattform, die hinaussteht hoch über den Baumgipfeln und eine schöne Sicht auf die Gärten und die Meraner Umgebung freigibt. Von dort aus nahmen wir den Weg zum Garten für Verliebte.

Hier oben ging es nun weiter zu den "Sonnengärten", der orange Weg, der eigentlich wieder nach unten zum Teich führt. Wir blieben aber oben und liefen noch weiter zu den "Waldgärten", der grüne Weg und damit zum Palmenstrand. Nach einer schönen Pause im Liegestuhl auf Sand spazierten wir zum Schlossrestaurant und genehmigten uns ein verspätetes Mittagessen.

Wieder fit spazierten wir den grünen Weg weiter, durch japanische Gärten, Bambuswald und fleischfressenden Pflanzen. Auch hier gibt es eine Grotte mit Multimediashow über die Entstehung des Lebens. Die nächste Vorführung fand zufällig in deutsch statt. Wir waren die einzigen und auch hier erwartete uns eine kleine 4-D-Sensation mit Hitze und Kälte, also auch wirklich sehenswert.

Das Schloss Trauttmansdorff selbst kann ebenfalls besichtigt werden, es befindet sich ein Museum darin und auch Kaiserin Sissi ist überall präsent. Ein schöner Rundgang, nicht zu lang und nicht zu kurz.

Zum Schluss vervollständigten wir noch den orangen Weg und tatsächlich ist es bereits Abend geworden Wir haben 8 Stunden hier verbracht. Sooo erholsam! Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen 16,00 €, aber das hat sich zumindest für uns sehr gelohnt. Ob ich hier mit Kind herkommen würde, kann ich schwer sagen. Für kleinere Kinder ist es bestimmt spannender, aber für größere wohl eher zu langweilig, besonders für Jungs ;)

Im Restaurant Kirchsteiger ließen wir uns ein leckeres Abendessen schmecken, dass aus einer halben Vorspeise und einem Dessert bestand. Also die Portionen sind wirklich groß, hier kann man zumindest kleine und große Portionen bestellen und das lässt sich dann auch bezahlen.

Den Abend verbrachten wir wie ein altes Ehepaar vor dem TV und schauten uns das Deutschland-Spiel der Fußball-EM an.

3. Tag

Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie kann die Welt erobern.

20 Kilometer legten wir heute wandernd zurück und diese begannen an dem Sessellift von vorgestern. Wussten wir es doch, dass wir uns das Dorf Tirol merken sollten. Denn von hier aus führt ein schöner Wanderweg hinüber zum Schloss Tirol.

Also genau genommen hat uns Google Maps einen Streich gespielt. Auf beiden Handys zeigte es ab Bergstation der Seilbahn einen Fußmarsch von 1 Stunde und 45 Minuten über die Weinberge an. Dass es auch einen 20-minütigen direkten Weg gibt, erfuhren wir dann erst einen halben Tag später.

Aber egal, wir wollten ja wandern. Zuerst ging es den Gnaidweg bergab, vorbei an schönen Gärten, die nicht an Südtirol, sondern eher an Süditalien erinnern. Gärten mit Bananenpalmen und türkisen Pools. Besonders der der Residence Fischerhof hat es uns angetan. Der Himmel wolkenverhangen sah es da oben zumindest nicht süditalienisch aus.

Irgendwann stieg der Weg dann an, wir überquerten die Waalwegbrücke Ponte sentiero della roggia. Dieser Waalweg sah auch sehr hübsch aus, führte aber leider in die entgegengesetzte Richtung.

Unser Weg wurde zur Straße und führte nun nicht mehr so schön an den Weinhängen entlang. Am Aussichtspunkt St. Peter legten wir eine Pause ein und verputzten unsere Kirschen, die wir heute früh auf dem Markt in Meran noch gekauft hatten.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Schloss und dort angekommen zahlten wir einen beträchtlichen Eintrittspreis von 10,00 €.

Innen gab es archäologische Funde, Multimediaausstellungen und ein bisschen Geschichte, bei der wir lernten, warum in Südtirol die Leute deutsch sprechen. Nicht alle, aber sehr viele.

Dass es hier auch ein Greifvogel-Pflegezentrum mit Flugschau gibt, wussten wir allerdings nicht. Wir hatten unwissentlich gut getimed, denn als wir mit unserer Schlossbesichtigung fertig waren, reichte die Zeit noch für einen Kaffee, bevor die Greifvögel ihre Runden drehen und wir dabei zuschauen durften.

Dafür zahlten wir allerdings noch einmal 12,00 € Eintritt, was ich aber in Ordnung finde, dafür, dass hier jährlich 250 verletzte und hilflose Vögel aufgefangen, gesund gepflegt und wieder freigelassen werden. Auch hier nicht alle, aber die meisten. Der Falkner erzählte interessante Fakten in deutsch und italienisch, es machte Spaß, ihm zu dabei zuzuhören..

Nun wollten bzw. mussten wir zurück zum Ausgangspunkt und wie schon erwähnt, zeigte das Navi jetzt auf einmal einen Weg über 20 Minuten entlang einer nicht befahrenen Straße. Muss man nicht verstehen, jedenfalls kamen wir über diesen Weg schnell zurück ins Dorf Tirol und da wir beide kein Bargeld mehr einstecken hatten, konnten wir auch nicht mit dem Sessellift hinunter nach Meran fahren. Also hieß es, weiterlaufen und unten angekommen suchten wir die nächste Restaurantempfehlung Pizzaria Gaston. So selten ich auf Reisen irgendwo essen gehen, umso häufiger saßen wir diesmal in Restaurants :-) Die Pizzen hier sind wunderbar, eine der besten, die ich je gegessen haben.

Nun mussten wir noch zurück ins Hotel und dort angekommen waren wir ganz schön k.o. Auch heute lief der TV mit dem Italien-Spiel und in der Nacht haben die Italiener gefeiert, mit Donnerschlägen! Das hörte sich echt beängstigend an, keine Ahnung, was die da gemacht haben.

4. Tag

Heimreise. So richtig gut schlafen konnte ich nicht. Nach dem ausgiebigen Frühstück ohne Kaffee machten wir uns mit dem Bus Nr. 4 auf den Weg in die Innenstadt, da ich ja meinen Koffer tragen musste. Die Bushaltestelle lag zumindest nur einen Katzensprung vom Hotel entfernt. Unsere Rückfahrt buchten wir mit dem FlixBus, da dieser zeitlich und preislich die bessere Option für uns war. Meran - München in 4 1/2 Stunden und damit schneller als der Zug.

Nach einem Kaffee suchten wir noch Verpflegung für unterwegs, was am Sonntag für einen Veggy, die auch gerade keine Lust auf Süßkram vom Bäcker hatte, echt schwierig war. Solche Probleme habe ich selten irgendwo.

Der FlixBus fuhr fünf Minuten früher los als geplant, mit vier Fahrgästen an Board. In Bozen und auf weitere Strecke füllte er sich dann aber bis auf den letzten Platz und kam immer pünktlich gemäß Fahrplan an den Haltestellen an ... bis wir die Grenze nach Deutschland erreichten. Dort stand das Blaulicht am Straßenrand, Grenzkontrollen, einmal rausfahren bitte. Ist man gar nicht gewohnt, aber aufgrund der EM wohl gerade notwendig. Der Bus wurde gefilzt, jeder einzelne Fahrgast kontrolliert und teilweise genau befragt. Alles unter Aufsicht von der Grenzpolizei, die bewaffnet mit einem Maschinengewähr beim Busfahrer stand. Irgendwann durften wir dann weiter, Bus war sauber ;)

Zwar kamen wir aufgrund dessen mit Verspätung in München an, aber ingesamt fand ich den FlixBus mal wieder sehr bequem, praktisch und vor allem ja die ökologischste Art des Reisens. Schön war's, unser Kurztrip und ich bin jetzt schon gespannt, wohin es uns als nächstes verschlägt.