London |
1. Tag Juhuuu, endlich hatten wir die Möglichkeit, unsere Meilen von Lufthansa gegen einen Freiflug einzutauschen. Das Angebot, einen Flug in eine von fünf ausgewählten Städten für eine bestimmte Anzahl von Meilen zu bekommen, lockte und wir schritten zur Tat. Die Steuern und Gebühren beglichen wir mit den restlichen Meilen und so hoben wir knapp zwei Wochen später an einem Freitag nach der Arbeit von München nach London Heathrow ab. Eineinhalb Stunden später setzte der Flieger zu Landung an und uns erwartete Regen. Da wir nur mit Handgepäck reisten, saßen wir wenig später schon in der Piccadilly Line und fuhren ins Zentrum. Die U-Bahnen sind in London nicht nummeriert, sondern es wurden Namen vergeben, was ich recht nett fand. Wir stiegen in King's Cross St. Pancras um und fuhren noch drei Station bis zu unserem Hotel Nahe der Underground Station Old Street. Wir buchten uns in ein Travellerhotel ein, welches ich zwei Tage vor Abreise noch schnell reserviert. Ein Hotel für Anspruchslose, direkt im Zentrum und sporadisch eingerichtet. Aber es war ok, das Bett zwar etwas weich, aber sauber und ordentlich. Wir luden schnell Gepäck ab und machten uns auf den Weg. Schließlich wollten wir heute noch was sehen, liefen die City Road in Richtung Süden und bogen nach links in Richtung Liverpool Station ab. Dort angekommen, mussten wir erstmal danach suchen. Unscheinbar lag der Bahnhof im viktorianischen Stil plötzlich vor uns, wir traten in die Halle und waren überrascht von den vielen kleinen Einzelheiten über unseren Köpfen. |
Draußen vor der Tür erklangt Popmusik, was war da los? Eine Bühne mitten auf der Straße, trotz Regen tanzende Leute davor. Gegenüber ein wunderschönes englisches Pub mit bunten Blumenampeln und englischen Taxis vor der Tür. Very British! Der erste Eindruck der Stadt gefiel uns schon mal sehr. Wir liefen die Straße geradeaus hinunter, der Regen hatte mittlerweile aufgehört, und standen in London's Zentrum der Finanzwelten (Foto rechts). Unübersehbar und zugleich aufdringlich und eingeengt steht dazwischen das Swiss Re Building, das im Volksmund „The Gherkin“, die Essiggurke, genannt wird. So sieht's auch aus. Gleich daneben tat sich ein extremer Unterschied zwischen neu und alt auf, eine kleine Kirche und gegenüber der hässliche Stahlkoloss des Lloyd's Building, welches mir gar nicht gefiel. Es sieht aus wie Eingeweide. Gleich dahinter bogen wir nach rechts ab und kamen zum Leadenhall Market, wunderschöne Arkaden mit edlen Geschäften und Pubs, wo sich gerade die Banker an ihrem Feierabend trafen. |
Wir spazierten die Philpot Lime Street weiter in Richtung Süden bis zur Lower Thames Street und standen vor dem 62 Meter hohen dorischen Monument „zur Erinnerung an das Große Feuer“. |
Hier standen wir auch gleichzeitig an der London Bridge sowie am Themse-Ufer und liefen dieses bis hinüber zum Wahrzeichen schlechthin, der Tower Bridge, im Stil der viktorianischen Gotik. Eine tolle Brücke, die uns auf Anhieb faszinierte, wir wussten gleich, dass wir morgen noch einmal herkommen müssen (Foto links). Wir überquerten die Brücke und liefen am anderen Ufer zurück zur London Bridge, die inzwischen wunderschön rot angeleuchtet wurde. Auf der anderen Seite des Flusses leuchteten im Dunklen die Bankentürme und bescherten ein schönes Fotomotiv. |
Von der London Bridge nahmen wir den direkten und schnellsten Weg zurück ins Hotel, mit Stop bei Subway. Wir waren k.o., es war ein langer Tag. Da es gestern Abend ja nicht sooo spät geworden ist, standen wir heute schon zeitig auf, um genau zu sein um 7:00 Uhr. Das Frühstück würde es erst 8:00 Uhr geben und dann müsste man noch anstehen und auf einen freien Tisch warten. Nee, also in der Zwischenzeit sind wir ja bis zum Buckingham Place und zurück gelaufen. Wir ließen das Frühstück ausfallen, obwohl es schon bezahlt war. Heute wollten wir zuerst einen Rundgang durch das Herz der City of London machen, danach zum Tower of London und hinüber ins Westminster-Viertel. Also verließen wir das Hotel in Richtung Süden zur Moorgate Station und standen vor The Barbican-Gebäude. Kein hübsches Gebäude, zumindest von außen. Innen gibt es Büros und Kulturhallen, es ist Veranstaltungsort für Konzerte, Tanzevents und Kunstausstellungen. Wir schlichen uns hinein, Zutritt scheint wohl zu jeder Tageszeit gewährt zu werden. Aber Videokameras haben uns ganz sicher irgendwo mitverfolgt. Was wir hier wollten, wussten wir selbst nicht, denn hier gibt es Samstag morgen um kurz vor 8:00 Uhr überhaupt nichts zu sehen. Also schlichen wir uns genauso "unbemerkt" wieder hinaus. Vorbei am Museum of London liefen wir weiter zur kleinen Kirche St. Bartholomew-the-Great, die zweitälteste Londons im normannischen Baustil. Leider hatte sie geschlossen. Wir verweilten kurz auf einer Parkbank im Innenhof, bevor es weiterging zum Smithfield Central Market, den wir allerdings nicht besuchten, sondern nur daran vorbeiliefen, da auch hier um diese Zeit noch nichts los war. |
Auf der Holborn fanden wir schließlich eine Frühstückslokation und spazierten mit vollen Mägen weiter ins Reich von Law and Order zu den Royal Courts of Justice. Hier, am New Square und Lincoln's Inn Fields gibt's fast nur Anwaltskanzleien. Wir umrundeten den kleinen zentralen Park und liefen vorbei am New Square zu den neogotischen Gebäuden der Law Courts, in dem ausschließlich Zivilprozesse geführt werden. Wir kamen an der Fleet Street heraus und hatten die Gerichtsgebäude nochmals in voller Pracht vor uns (Foto rechts). |
Die Fleet Street erinnerte uns an den Film "Sweeney Todd", sogar einen Pastetchenladen gab es hier... (grusel). Wir liefen die Straße gerade aus, vorbei an süßen Pubs und der St. Bride's Kirche bis sich direkt vor uns die prächtige St. Paul's Cathedral aus dem 17. Jahrhundert auftat. Wir gingen kurz hinein, aber nach der Begutachtung der Preise gleich wieder hinaus. 11,00 £ pro Person für eine Kirche ... da hoben wir uns das Geld lieber für den Tower of London auf. Wahrscheinlich haben wir in der Cathedrale was verpasst, aber überall zwischen 10,00 £ und 15,00 £ pro Person Eintritt zu bezahlen (wir hatten ja schließlich noch mehr vor), war dann doch etwas zu viel des Guten. Schade! Also spazieren wir gemütlichen Schrittes weiter, die Paul's Churchyard und die Cannon Street hinunter, rechts in die Great Tower Street, bis wir vor dem Tower of London sowie erneut vor der Tower Bridge standen. Hier hat es uns gestern so gut gefallen, dass wir unbedingt wiederkommen mussten. Diesmal hatte wir sogar Glück, denn die Brücke war gerade nach oben geklappt, damit ein größeres Schiff Platz für die Durchfahrt hatte. |
Wir kauften uns zwei Tickets für Tower Bridge Experience in den beiden Brückentürmen, stiegen die Stufen nach oben, bekamen anhand von Videovorführungen und Darstellungen die Funktionsweise und Geschichte der Brücke erklärt. Oben angekommen, führt ein Walkway hinüber zum anderen Turm und auf der anderen Seite wieder zurück. Von da oben konnten wir herrlich die Stadt und die Themse überblicken (Foto links). Der Besuch hier hat sich sehr gelohnt und auch die Darstellungen sind interessant gestaltet. |
Wieder unten, spazierten wir hinüber zum Tower of London und standen nur kurz am Ticketverkauf an, mit umgerechnet 18,00 € pro Person wieder ein teurer Spaß. Da wir ja nicht so viel Zeit hatten, stand fest, hier maximal drei Stunden zu bleiben und unter anderem eine Führung mit einem Beefeater, einem zeremoniellen Torwächter des Tower von London, zu machen, auch Yeomen Warders genannt. Sie soll die älteste Leibwache der Welt sein. Gleich nach dem Betreten der düsteren Gemäuer versammelte sich eine unwahrscheinlich Menschenmenge am Treffpunkt Middle Tower und als der Warder dann auftauchte und anfing, mit seinem britischen Humor Sympathie zu erwecken, begann auch die Führung. Die Massen folgten ihm und er erzählte, zu was die Menschen alles im Stande waren. Nur leider standen wir teilweise so weit weg, dass wir ihn gar nicht mehr verstanden. |
Es ging vom Middle Tower über den Burggraben in den äußeren Abwehrring. Durch den Bloody Tower gelangten wir in den Burghof und standen neben dem White Tower, dem Grundstein der gesamten Festung. Alle Tower sind zugänglich, aber aufgrund unserer knappen Zeit haben wir nicht alles gesehen. Wir hörten gespannt dem Warder zu (Foto rechts) und beobachteten die Raben, dessen Flügel gestutzt sind, damit sie die Festung nicht verlassen können. Denn der Legende nach bedeutet dies sonst das Ende der britischen Monarchie. Nach der einstündigen Führung verließen wir die Gruppe in Richtung Jewel House, in dem die Kronjuwelen ausgestellt sind. Wir standen an einer ca. 200 Meter langen Schlange, aber es dauerte gar nicht so lange, bis wir endlich eintreten durften. Wow, darin funkelt und glitzert es und auf einem Laufband wurden wir an den Kronen von unschätzbarem Wert vorbeibefördert. Was für ein irrer Anblick! |
Wir liefen noch eine Weile durch die Festung und betrachteten alles von den Festungsmauern, bevor wir den nächten Imbis-Stand aufsuchten und Pizzaecken verspeisten. Nach dieser wohltuenden Pause stiegen wir in die nächste Underground und fuhren zum Leicester Square. Schon standen wir in Chinatown und durchliefen die Straßen und Gassen kreuz und quer bis wir am Piccadilli Circus herauskamen. Wow, hier war's cool! Hier tobt das Leben, am Klein-Times-Square. Blinkende Reklameschilder, Musik von überallher, Shopping- und Unterhaltungsprogramm, Massen an Leuten und Autos auf den Straßen. So einen belebten Platz haben wir in noch keiner Stadt gesehen, ein Platz für Globetrotter aus aller Welt, und wir mittendrin :-) An einer Ecke gibt es einen Ripley's Beleive It Or Not! Vor der Tür stand ein aufgeblasenes tanzendes Gummi-Etwas, drinnen Puppen mit Kuchen in der Hand, die zur Dirty-Dancing-Filmmusik tanzten. Was für eine Stimmung! Nur zugern wäre ich hineingegangen, aber die Zeit erlaubte es leider nicht, wir wollten schließlich noch mehr von London sehen. Wir liefen die geschäftstüchtige und quirlige Coventry Street hinunter, am Leicester Square und St. Martin-in-the-Fields vorbei, eine hübsche Barockkirche, und hinüber zum Trafalgar Square. Der Platz mit seinen beiden großen Springbrunnen und einer Statue in der Mitte ist Symbol nationalen Stolzes. Hier beginnt auch The Mall, die baumgesäumte Prachtstraße geradewegs zum Buckingham Palace. Wir liefen die Whitehall Parliament Street hinunter und passierten die Horse Guards sowie das Banqueting House und befanden uns nun direkt im Westminster, vor uns tat sich der Parliament Square auf. Links der Big Ben, rechts die Westminster Abbey, geradeaus die filigrane Westminster Hall. Ein toller Anblick, so in der Gesamtheit. |
Rein zufällig war es auch noch genau 18:00 Uhr, so dass wir das berühmte Glockenläuten abpassten. Durch den Verkehr war es allerdings sehr leise, wir mussten schon genau hinhören, um die weltbekannt Melodie zu erkennen. Das Glockenwerk des Clock Tower wiegt 13 Tonnen. Leider fing es auch gerade jetzt wieder an zu regnen, aber gut, kann man nichts machen. Wir holten den Schirm raus und liefen weiter, das bisschen Regen wird uns wohl kaum davon abhalten. Wir liefen ein Stück auf der Westminster Bridge um die Gebäude sowie den Big Ben aus der Ferne zu betrachten (Foto links). |
Wieder zurück, steuerten wir die Westminster Abbey an. Die gotische Krönungskirche beeindruckte uns sehr und gleichzeitig ärgerte es uns, dass sie seit ein paar Stunden geschlossen hatte. Schade, so blieb uns das Innere verborgen, zu gern hätten wir es gesehen. Nun gut, es ging weiter durch viele kleine Gassen, links und rechts abgebogen und schließlich geradewegs zum Buckingham Palace. Ehrlich gesagt hätte ich ihn mir ja noch interessanter und vor allem imposanter vorgestellt, keine Ahnung, wieso. Auf dem Dach wehte die britische Union Jack, also ist die Queen gerade nicht zu Hause. Vor dem Palace war nichts los, die Touristen hielten sich in Grenzen, um genauso zu sein waren es gerade mal eine Hand voll. Ein Guard marschierte hin und her und drei Polizisten standen am Eingang. |
Wir wechselten die Straßenseite, spazierten die Mall ein Stück in Richtung Zentrum um kurze Zeit später nach links abzubiegen, vorbei am St. James's Palace, durch enge Gassen (Foto rechts), um wieder am Piccadilly Circus herauszukommen. Es ist mittlerweile Abend geworden, wir hatten Hunger und suchten uns ein Pub bis wir feststellten, dass die Pubs keine Mahlzeiten mehr anboten, sondern nur noch Getränke. Wir disponierten um und saßen wenig später in einem Bistro im Soho. Anschließend suchten wir nicht lange und fanden ein sehr uriges Pub. |
Die Straßen hatten sich bereits gefüllt, es herrschte Ausgehstimmung Samstagabend, die Leute schick gekleidet, von jung bis alt alles vertreten, die Nacht wurde zum Tag und wir wieder mal mitten drin. Herrlich! Wir taten es den Londonern gleich, kauften uns im Pub zwei Gunniess und stellten uns damit auf den Gehweg, quatschen und beobachteten das Geschehen. Es war einfach nur noch toll hier zu sein, wir fühlten uns dazugehörigen, als Tourist nicht erkennbar. Der Abend war schnell um und wir auch irgendwann müde. 3. Tag Heute zogen wir wie gestern bereits um 7:30 Uhr los. Leider gab es in unserem anspruchslosen Hotel keine Möglichkeit, nach dem Check-out sein Gepäck zu lagern. Wir mussten es zum Bahnhof bringen und dort in ein Schließfach sperren. Nichts leichter als das, aber der Preis dafür war schon knackig. Was soll’s. Zumindest standen wir hier gleich vor der Underground-Linie zur Baker Street, wo es als nächstes hingehen soll. Wir stiegen in die Circle Line und kamen wenige Minuten später auch schon an. |
Nun noch zwei Schrittchen laufen und schups, tat sich vor uns das Madame Tussauds auf. Hier wollten wir hin. Bereits zu Hause hatten wir im Internet FlexiTickets gekauft, d. h. wir konnten zu jeder Uhrzeit innerhalb dieser drei Tage antanzen. Normale Tickets sind datum- und uhrzeit genau, an was man sich halten soll. Da wir zu früh waren und die Kasse noch gar nicht geöffnet hatte, gingen wir in noch eine Kleinigkeit frühstücken und kehrten pünktlich zur Kassenöffnung zurück. Es dauerte keine 10 Minuten bis wir vor den Stars und Sternchen aus dem Showbusiness standen. Brett Pitt hier, George Clooney dort und Jonny Depp direkt neben mir. Hach ist das toll :-) (Foto links). Wir durchliefen alle Räume und ließen uns viel Zeit, alberten herum, schossen Fotos eins nach dem anderen und freuten uns, hier zu sein und dass noch dazu nicht so ein Andrang herrschte. Wir hatten genügend Platz und Möglichkeiten, auch mal ungestört zu fotografieren. Ingesamt hat uns Madam Taussard’s sehr gut gefallen … bis jetzt. |
Was jetzt kam, wussten wir nicht und haben wir vorher von noch niemanden in dieser Weise erzählt bekommen. Wir traten in einen dunklen Raum, nannten es die Gruselkammer, lauter finstere Gestalten um uns herum. |
In der Ecke saß hinter einem Zaun eine „Puppe“ mit zerfetzter Kleidung und grausigen langen Haaren (Foto rechts), erinnerte mich an eine Szene in einem Horrorfilm. Um die Ecke standen Henker in einer dunklen Nische. Plötzlich, wie aus dem Nichts, wurde einer lebendig, sprang hervor, versetzte Basti und andere Besucher in Angst und Schrecken, die Puppe hinter dem Zaun stand langsam auf, kletterte über den Zaun, kam in gebückter Haltung mit gesenktem Kopf und gerunzelter Stirn zu mir, kicherte und grinste mich an. Kalt wurde es. |
Wir kamen zu einer Stahltür, die gerade hinter einer kleinen Gruppe von Leuten wieder verschlossen wurde. Eine weitere kleine Gruppe versammelte sich bereits vor der Tür, unter anderem wir, um als nächstes hineinzutreten. Doch dahinter schien sich der Horror abzuspielen. Schläge gegen die Wände und auf den Boden, Schreie, Gepolter so laut, man könnte meinen, dahinter spielt sich was ab, was nicht sein soll. Wir kamen auch gleich dran und mussten da rein. Den Notausgang für Kinder und diejenigen, die sich das Grauen lieber nicht antun wollen, haben wir übersehen oder nicht bewusst wahrgenommen. Dass da drinnen alles Show ist, ist klar und die gruselig verkleidete Gestalt vor der Stahltür wies uns ein, dass Fotografieren und Berühren der Schauspieler verboten ist. Aber als wir dann die Gefängniszellen betraten, war alles so echt. Wir liefen zuerst einen dunklen engen Gang nach vorne, rechts Gitter, links Stahlwand und plötzlich tauchten sie wie aus dem Nichts auf. Finstere Gestalten, vernarbt, blutüberschmiert, zerfetzte Kleidung, sie kamen von vorne, von hinten, von oben. Basti und ich waren die letzten aus der kleinen Gruppe, von hinten kamen sie an, kannibale Blicke aufgesetzt, als wollten sie gleich über uns herfallen. Von vorne blendete ein rotes Licht, so dass wir nichts mehr sahen, was vor sich vor uns in der dunklen Ecke abspielte. Ich klammerte mich so fest in Bastis Hand, dass sie schon richtig weh tat. Die Zelle nahm kein Ende, verwinkelt, eng und dunkel. Hinter der nächste Eckte tauchte jemand kopfüber vor uns auf, von hinten kam schon wieder der nächste angerannt. Ich wollte raus! So schnell wie möglich! Kurz nach rechts umgeschaut, stand Hannibal Lecter, bewegte sich aber zum Glück nicht und kurz danach fand das Grauen sein Ende. Schreckliche fünf Minuten, die wie eine halbe Ewigkeit dauerten. Zum ersten Mal bekam ich Platzangst, obwohl ich wusste, dass die Schauspieler niemanden berühren, sondern nur ihren puren Spaß ausleben. Mit so einer wahrlich lebendigen Gruselshow hatte ich nicht gerechnet und jede auch noch so gute Geisterbahn ist ein alberner Witz dagegen. Madam Taussaud’s wird wohl jetzt immer mit einem Beigeschmack in Erinnerung bleiben. Der Puls raste immer noch und es dauerte eine Weile, bis das Adrenalin wieder normale Werte erreichte. Danach gelangten wir in einem Raum, durch den eine kleine Bahn fährt, in die wir zustiegen und ins Dunkle fuhren. Ich hatte schon Angst, dass es jetzt weitergeht. Aber dem war zum Glück nicht so. Wir fuhren ganz gemütlich im Zeitraffer durch "Spirit of London", die Geschichte Englands, begonnen um das 12. Jahrhundert herum bis in die heutige Zeit, währenddessen alles anschaulich anhand aufgebauter Kulissen und Figuren sowie mit Musik dargestellt wird. |
Wir verließen Madame Tussauds gegen 12:00 Uhr und hatten uns einen kleinen Abschluss-Spaziergang durch Marylebone vorgenommen. Zuerst suchten wir das Sherlock Holmes House und fanden es da, wo es hingehört, Hausnummer 221b Baker Street (Foto links). Umgedreht führte uns die Straße zur internationalen Shoppingwelt an der Oxford Street und in die Atmosphäre von Marylebone mit den vielen Cafés und individuellen Geschäften. |
Der Weg ging hinauf zur High Street, mit Geschäften gesäumt sowie mit dem schönsten Buchladen der Stadt bestückt. Dieser hatte heute geöffnet und wir warfen einen Blick hinein. Wirklich sehr hübsch und eine reichliche Auswahl an Büchern, sogar Reiseführer über München standen im Regal. Nach Norden kreuzten wir die Marylebone Road und standen da, wo wir losgelaufen sind, am Madame Tussauds. Vor uns lag der Regent's Garden, durch das York Gate betraten wir ihn und liefen direkt ins Herzstück, zum Queen Mary's Rose Garden mit bis zu 150 Jahren alten Rosenstöcken. Wir bogen nachts rechts in die Chester Road und über den hübschen Broad Walk, einer mit Springbrunnen, Statuen und Blumen verzierten Allee, zum Park Square Garden. |
Ingesamt gefiel uns dieses Viertel hier oben so gut, dass wir die restliche Zeit unseres Kurztrips hier verbrachten. So viel hatten wir davon zwar nicht mehr, aber die wollten wir noch voll auskosten. Wir liefen durch die kleinen Straßen und Gassen mit den bunten Häusern. Wie London sah es hier nicht mehr aus. Zurück auf der High Street suchten wir uns ein Café und bestellten heiße Schokoladen mit einem riesigen Stück Apfelkuchen. |
Eigentlich hatten wir dafür gar keine Zeit mehr, denn in bereits 2 1/2 Stunden würde unser Flieger nach München abheben und wir mussten noch zum Bahnhof unser Gepäck abholen. Aber irgendwie war uns das gerade egal. Wir saßen gemütlich, verspeisten in alle Ruhe den Kuchen und genossen die letzte Stunde in dieser lebendigen und pulsierenden Stadt. Die nächste Underground war nicht weit entfernt, wir fuhren zum Bahnhof, holten unser Gepäck und begaben uns auf den Weg zum Flughafen. Allerdings dauerte die Fahrt dahin ca. 60 Minuten, so dass wir eine Dreiviertelstunde vor Abflug durch das Terminal zum Quick-Check-In rannten. Das kannte ich doch noch irgendwoher, es war genau hier, Heathrow , vor sieben Jahren. Wir checkten schnell ein, durften bei den Sicherheitskontrollen eine Abkürzung nehmen und standen pünktlich zum Boarding am Gate. Leider bekamen wir keine Plätze mehr nebeneinander, aber das machte nichts, Hauptsache, wir haben es noch rechtzeitig geschafft. London hat uns überraschend gut gefallen. So aufregend hatte ich es mir nie vorgestellt und eigentlich hätten wir viel länger bleiben sollen. Ich brachte London immer mit dunklen engen Gassen, Regen und Pfützen, Männern in schwarzen Trenchcoats und mit Hüten in Verbindung. Aber für das, was London eigentlich zu bieten hat, waren wir nie offen. Ich dachte immer, London interessiert uns nicht, eine Stadt in Europa, in die wir nicht unbedingt extra reisen müssen, wenn wir nicht gerade zufällig daran vorbeikommen. Eine Stadt für "Ältere". Nun ja, reisen ist tödlich für Vorurteile. Hier geht's zum Fotoalbum |